Rezidivverdacht Claudia Braunstein

Vor einem Rezidiv hatte ich zwar nie direkt Angst, aber das Thema schwebte schon im Hinterkopf herum. Schließlich wusste ich, dass ein Plattenepithelkarzinom sehr rezidivanfällig ist. Mein Name ist Claudia Braunstein, 2011 überlebte ich Krebs am rechten Zungenrand. Drei Jahre später sah ich mich plötzlich mit einem Rezidivverdacht konfrontiert – der Krebs war möglicherweise zurückgekehrt. An dieser Stelle möchte ich meine Erfahrung in einem Gastbeitrag teilen.

Es traf mich völlig unvorbereitet. Ich bin ein Mensch, der gerne zur Nachsorge geht, da das für mich immer eine Bestätigung ist, dass alles in Ordnung ist. Ich hatte auch keinerlei Beschwerden und ging eben alle drei Monate zum MRT. Beim Nachgespräch mit meiner Ärztin, die mich schon durch meine Krankenzeit begleitete, merkte ich sofort, dass etwas anders ist. Dann sagte sie den Satz: “Es tut mir leid, wir müssen etwas Ernsthaftes besprechen. Wir haben etwas gefunden, das da nicht hingehört.” Ich wurde dann direkt in die Kieferchirurgie überwiesen.

Die Empfangsdame schaute mich an, als wäre ich bereits gestorben. Das Behandlungszimmer war voller Ärzte mit ernsten Gesichtern. Ich bat sie gleich darum, nicht herum zu schwafeln. Ich bin ein sachlicher Mensch, ich kann mit Klartext umgehen.

Ein Rezidiv passt zeitlich gerade gar nicht

Spannend war für mich selbst, was der Verdacht eines Rückfalls mit mir als Patientin gemacht hatte. Ich saß danach im Auto und habe erst einmal geheult. Denn wenn es das sein sollte, was die Ärzte vermuten, dann ist es in einem Teil meines Unterkiefers. Ich hätte eine ähnliche Prozedur wie bei meiner ersten Diagnose zu überstehen, nur mit fataleren optischen Auswirkungen in meinem Gesicht. Ich hatte nicht direkt Angst. Ich wusste, ich hatte das schon einmal überlebt und kann das noch ein zweites Mal schaffen. Ich war richtig zornig.

“Das passte zeitlich überhaupt nicht!”, dachte ich mir. Als würde sowas irgendwann passen. Aber meine Tochter bereitete gerade ihre Hochzeit vor, ich stand kurz vor dem Abschluss meiner psychoonkologischen Ausbildung, außerdem hatte ich noch eine Reise vor.

Pragmatischer Modus: Ich brauche einen tollen Fotografen

Noch im Auto habe ich nicht gehadert, sondern sofort Pläne entwickelt. Mein erster verrückter Gedanke war: Ich muss einen Termin bei einem tollen Fotografen machen. So schön werde ich nie wieder sein! Es ging ja um meinen Unterkiefer. Die Hochzeit meiner Tochter müsste verschoben werden und ich könnte den Vortrag für meinen Abschluss ja jetzt schon per Video aufzeichnen. Das ließe sich ja mit den Verantwortlichen besprechen.

Lange Zeit der Abklärung und Kontrolle

Ein knappes halbes Jahr wurde ich dann sehr engmaschig kontrolliert. Insgesamt hatte ich drei Biopsien. Eigentlich war nach der ersten bereits klar, dass es nicht bösartig ist. Schließlich hatte sich herausgestellt, dass ich durch meine vorangegangene Behandlung einen permanenten Zug auf den Zungenmuskel habe und sich dadurch eine Entzündung entwickelt hat. Der Rezidivverdacht bestätigte sich zum Glück nicht.

Es zeigt sich, wie wichtig Nachsorge ist

Ich bin mental so eingestellt, dass mir nichts Negatives mehr passieren kann. Ein Rezidiv würde nicht lustig werden, aber bringt mich auch nicht um. Ich bin da ein ganz sachlicher Typ und habe das Gefühl, ich wüsste ja, was auf mich zukommen würde. Ich habe meine Situation akzeptiert.

Obwohl ich durch den Rezidivverdacht eine aufreibende Zeit erlebte, bin ich nicht wütend, unnötig beunruhigt worden zu sein. Im Gegenteil: Für mich hat sich die Wichtigkeit der Nachsorge herausgestellt. Denn ich hatte ja keine Beschwerden. Wäre es etwas Ernsthaftes gewesen, wäre es rechtzeitig erkannt worden.

 

Fotos im Titel: privat; R.E.S Photo

Krebsvorsorge in Spanien und Portugal

Wie wird die Krebsvorsorge in anderen Ländern organisiert? Wir reisen in diesem Blogbeitrag nach Portugal und Spanien. Bereits in unserem Beitrag „Cervical Cancer Prevention Atlas: Deutschland nur auf Platz 12“ berichteten wir über die Gebärmutterhalskrebsvorsorge in Deutschland und wie diese im europaweiten Vergleich abschneidet. Im Ranking des European Parliamentary Forum for Sexual & Reproductive Rights (EFP) wurden die Vorsorgemaßnahmen in 46 europäischen Ländern verglichen.

Portugal: Platz 17

In Portugal besteht bei rund fünf Millionen Frauen ab 15 Jahren das Risiko, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken. Dies entspricht knapp der Hälfte der Bevölkerung. Jährlich sind rund 750 Frauen (also 0,02 Prozent aller Frauen in Portugal) von der Diagnose betroffen, etwa halb so viele Personen sterben an der Krankheit.[1] Gebärmutterhalskrebs ist in Portugal die dritthäufigste Krebserkrankung bei Frauen zwischen 15 und 44 Jahren. Schätzungsweise 5,6 Prozent der Frauen in der portugiesischen Allgemeinbevölkerung weisen zu einem bestimmten Zeitpunkt in ihrem Leben eine zervikale HPV-Infektion auf, welche auf Gebärmutterhalskrebs hinweisen kann.

Die gute Nachricht: Das 2008 eingeführte Impfprogramm ist erfolgreicher als in Deutschland (Quote bei über 80 Prozent). Doch gibt es in Bezug auf das Screening noch deutliche Defizite. Die jährliche Rate der Pap-Abstriche unter den 25- bis 64-jährigen Frauen liegt gerade einmal bei 54,8 Prozent. Zudem wird die HPV-Problematik vor allem in ländlichen Regionen kaum ernst genommen. So müssen Frauen mit einem positiven HPV‑Befund oftmals mehrere Monate auf eine gynäkologische Nachuntersuchung warten.

Spanien: Platz 25

In Spanien wird jährlich bei fast 2.000 Frauen Gebärmutterhalskrebs diagnostiziert – 825 Erkrankungsfälle enden leider tödlich[2]. Gebärmutterhalskrebs rangiert auf Platz 15 der häufigsten Krebsarten bei Frauen in Spanien und ist die vierthäufigste Krebserkrankung bei Frauen zwischen 15 und 44 Jahren. Schätzungen zufolge haben 2,7 Prozent aller spanischen Frauen zu einem bestimmten Zeitpunkt eine zervikale HPV‑Infektion mit den zwei Viren, die am häufigsten Krebs auslösen.

Ähnlich wie in Portugal ist die HPV-Impfquote in Spanien im Vergleich zu Deutschland höher (über 70 Prozent). Jedoch bekommt auch Spanien in Bezug auf das Screening-Programm deutliche Abzüge: Nur 60,3 Prozent der Frauen zwischen 15 und 44 Jahren machen alle drei Jahre einen Pap-Abstrich. Im Jahr 2018 hat das spanische Gesundheitsministerium angeordnet, dass bei Frauen alle fünf Jahre ein HPV-Test durchgeführt werden soll. Bisher setzen jedoch nur sehr wenige Regionen dieses Screening-Programm um[3].

Aufmerksamkeit für Frauengesundheit muss in ganz Europa geschaffen werden

Gebärmutterhalskrebs ist die neunthäufigste Krebserkrankung bei den Frauen in Europa. Jährlich sterben europaweit fast 26.000 Frauen daran. Davon werden 3.500 Fälle in Südeuropa gemeldet[4]. Diese Zahl ist im Vergleich zu Osteuropa (über 16.000) weniger gravierend. Dennoch können und sollten diese hohen Todeszahlen in ganz Europa mit mehr Aufklärungsarbeit, Vorsorgemaßnahmen und effizienten Impfkampagnen gesenkt werden.

In Spanien und Portugal wird unser Früherkennungstest GynTect® bereits vertrieben. Unsere internationalen Partner führen hierzu aktuell mehrere Studien durch.

Titelbild: ©TomTom/ Pixabay

 

[1] https://hpvcentre.net/statistics/reports/PRT_FS.pdf?t=1627551367706

[2] https://hpvcentre.net/statistics/reports/ESP_FS.pdf?t=1627551379599

[3] https://www.hpvworld.com/articles/fact-sheet-spain-www-hpvcentre-net-human-papillomavirus-and-related/

[4] https://hpvcentre.net/statistics/reports/XEX.pdf?t=1627551865306

Als Biotechnologie-Unternehmen forschen wir seit 2012 auf molekularbiologischer Basis an der Diagnostik von Krebserkrankungen. Wir beschäftigen uns mit epigenetischen Markern, mit deren Hilfe wir Krebserkrankungen wie zum Beispiel Gebärmutterhalskrebs bereits in ihren Vorstufen erkennen können. Was sich hinter den Begriffen der „Epigenetik“ und „Epigenetischer Marker“ verbirgt, erklärt der folgende Beitrag.

Epigenetik – Was ist das?

Die Epigenetik beschäftigt sich mit der vererbbaren, genetischen Modifikation der DNA. Diese passiert, ohne dass sich die DNA in ihrer Sequenz ändert. Der Begriff setzt sich aus zwei Teilen zusammen: „epi“ ist griechisch für „dazu“ oder „darüber“ und „Genetik“. Das Fachgebiet beschäftigt sich entsprechend mit der Ebene oberhalb der Genetik. Für unsere Arbeit bedeutet dies, dass wir uns nicht der DNA-Sequenz widmen, die für die Kodierung der Gene entscheidend ist. Vielmehr legen wir unser Augenmerk auf die chemische Veränderung der DNA.

Um zu verstehen, was sich dahinter konkret verbirgt, ist eines wichtig zu wissen: Jeder Mensch besitzt ein Genom, aber viele Epigenome – je nach Zelltyp. Die Epigenome wiederum werden durch die Umwelt, Lebensumstände oder auch Ernährungsgewohnheiten beeinflusst und verändert. Wie Schalter einer Zelle bestimmen sie, welche Gene bzw. Genabschnitte verwendet und welche abgeschaltet werden. So lässt sich beispielsweise erklären, warum eineiige Zwillinge in Nuancen unterschiedlich aussehen. Oder warum nur ein Geschwisterkind eine Krankheit bekommt, obwohl beide genetisch identisch sind. Auf molekularbiologischer Ebene sind dafür sogenannte epigenetische Marker verantwortlich.

Epigenetische Marker zeigen, wann Zellen an- und ausgeknipst werden

Bleiben wir beim Bild des Epigenoms als Schalter, der Teile eines Genoms stumm schaltet. Die epigenetischen Marker sind dann die Markierungen, die den genauen Abschnitt bestimmen. Dies geschieht unter anderem in Form von Methylierungen. Dabei docken kleine Moleküle, sogenannte Methylgruppen, an einen DNA-Strang an. Sie verhindern, dass eine benachbarte Gensequenz abgelesen und in ein Protein übersetzt wird. Der Genabschnitt bleibt stumm.

Epigenetik und Krebs

Bestimmte Ausprägungen der oben beschriebenen epigenetischen Veränderungen können die Funktion von Zellen so umprogrammieren, dass sie sich zu Tumorzellen entwickeln. Auf diese Weise entsteht beispielsweise Gebärmutterhalskrebs.

Hier setzt unsere Forschungsarbeit an. Wir identifizieren epigenetische Marker, die bei Krebserkrankungen auftreten, speziell DNA Methylierungen. Unsere Tests sollen diese Marker möglichst früh nachweisen können. Denn für jede Krebstherapie gilt: Je eher sie ansetzt, desto höher sind die Heilungschancen. Unser erster Diagnostiktest GynTect® basiert auf sechs dieser DNA-Methylierungsmarker. Er wird bereits erfolgreich in der Gebärmutterhalskrebsvorsorge eingesetzt.

Fruchtbarkeitstracker, digitale Beckenbodentrainer und Gentests, die die Wahrscheinlichkeit von Endometriose vorhersagen – die Beispiele für sogenannte FemTech-Produkte sind vielfältig. Ihr gemeinsames Ziel ist es, überfällige Tabus zu brechen. Themen wie die Gesundheit von Frauen, die Periode und weibliche Sexualität sollen die verdiente Aufmerksamkeit erhalten. Auf der Basis von intelligenten Technologien, eleganten Designs und cleverer Vermarktung liefert die FemTech-Branche smarte Lösungen für frauenspezifische Gesundheitsanliegen.

Der Begriff „FemTech“ beschreibt HighTech und Apps, die sich spezifisch an die weibliche Gesundheit richten. Er wurde erstmals von Ida Tin genutzt, die als Gründerin die App Clue mitentwickelte. Die App analysiert den individuellen Zyklus und möchte so z. B. Frauen mit Kinderwunsch helfen, schwanger zu werden.

Zurzeit erfährt die FemTech-Branche einen regelrechten Boom. Und das ist auch richtig so. Immerhin ist die Hälfte der Bevölkerung weiblich (kleine, freundliche Erinnerung 😉). Ihr Anteil in der medizinischen Forschung ist hingegen noch ausgesprochen niedrig.

Frauenkörper ticken anders

Laut der Analysefirma Pitchbook sind lediglich vier Prozent der gesamten Forschung und Entwicklung speziell auf die Gesundheit von Frauen ausgerichtet1. Zeitgleich werden die meisten medizinischen Studien mit männlichen Probanden durchgeführt. Das führt bis heute dazu, dass Medikamente für Frauen teilweise weniger wirksam oder falsch dosiert sind. Auch Fehldiagnosen sind keine Seltenheit. Beispielsweise weichen die Anzeichen eines Herzinfarkts bei Frauen stark von den „typischen“ Symptomen bei Männern ab und werden daher oft nicht erkannt.

Doch nicht nur im biologischen Aufbau unterscheiden sich Frauen- und Männerkörper voneinander. Vielmehr gehen sie ihre Gesundheit auch mit einem anderen Bewusstsein an. Entsprechend sinnvoll scheint es, die Gesundheitsversorgung geschlechterspezifisch auszurichten. FemTech Entwicklerinnen und Entwickler haben dies erkannt und sorgen mittlerweile für einen lebhaften und nötigen Aufschwung in der Medizin.

Boom des FemTech-Markts und weibliche Kaufkraft

Der FemTech-Markt ist mit seinen technologischen Angeboten für die Frauengesundheit noch jung und bislang unterfinanziert. Allerdings profitiert er stark vom Trend zur digitalen Medizin. Erste Prognosen zeigen, dass der Markt 2025 bereits einen Wert von 50 Milliarden US-Doller haben könnte. Das wird dadurch unterstützt, dass Frauen im Vergleich zu Männern pro Person fast 30 Prozent mehr für gesundheitliche Produkte und Dienstleistungen ausgeben. Die weibliche Kaufkraft sollte entsprechend nicht unterschätzt werden2.

Dennoch ist es für FemTech-Unternehmen oft schwer, sich im Markt zu etablieren. Das liegt u. a. am hohen Anteil männlicher Investoren. Sie bringen weniger Verständnis für Themen der Frauengesundheit auf und können den Mehrwert einzelner Produkte nicht richtig einschätzen. Besserung ist jedoch in Sicht: Mit einer zunehmenden Anzahl von Investorinnen steigen auch die Geldanlagen für FemTech-Startups langsam.

Gewinn für die Frauengesundheit

Gesundheit von Frauen ist für uns alle wichtig, unabhängig von unserem Geschlecht. Ganz einfach deshalb, da geschlechterspezifische Medizin Gesundheitskosten insgesamt senkt und vorhandene Gelder besser eingesetzt werden können.

Mittlerweile gibt es weltweit über 200 von Frauen gegründete und geleitete Startups und Unternehmen, die Frauengesundheit mit Digital Health Technologien verbinden. Indem ihre Ideen und Produkte flächendeckend gefördert werden, könnten FemTech-Produkte schrittweise immer mehr in die digitale Gesundheitsversorgung und -vorsorge eingebunden werden. Gleichzeitig könnten die gewonnenen Daten für Forschungsprojekte dienen und FemTech-Nutzerinnen für die Teilnahme an klinischen Studien rekrutiert werden.

 

Quellen

[1] PitchBook Analyst Note (2020): Femtech Expected to Break New Grounds. Segmenting the rapidly growing femtech venture space. Online unter: www.pitchbook.com/news/reports/q3-2020

[2] Korte, L. (2021): Femtech – Genderspezifische Versorgung mit großem Marktpotenzial. Online unter: www.atlas-digitale-gesundheitswirtschaft.de/femtech-genderspezifische-versorgung-mit-grossem-marktpotenzial

 

Titelbild: sdecoret/Shutterstock.com

Step USA

Was muss beachtet werden, wenn man als deutsches Biotech-Unternehmen auf dem amerikanischen Markt durchstarten möchte? Welche rechtlichen Grundlagen und Herausforderungen sind damit verbunden? Einen Einblick bekamen wir auf der „Step USA Virtual“ vom 28.06. bis 01.07.2021.

Das viertägige Startup Bootcamp fand in New York bzw. für uns coronabedingt virtuell statt. Die Step USA wurde 2014 von der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer New York (GACC NY) ins Leben gerufen und wird zusammen mit der Industrie- und Handelskammer Frankfurt Main, dem TechQuartier, dem Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, dem Start Hub Hessen, der Stiftung für Technologie, Innovation und Forschung Thüringen (STIFT) sowie der bm-t beteiligungsmanagement thüringen gmbh organisiert. Aus Deutschland nahmen etwa 40 Unternehmen aus verschiedenen Branchen teil, davon 12 aus Thüringen. Wir gehörten neben der Dynamic42 GmbH, der c-LEcta GmbH und anderen zu den von der bm-t auserwählten Unternehmen.

Geschäftskultur, Rechtslage, Einwanderung: Wie tickt die USA?

Wir lernten im Rahmen dieses Intensivprogramms zahlreiche amerikanische Branchenexperten, Mentoren und Investoren kennen. Sie berieten uns hinsichtlich der Geschäftskultur in den USA, dem Unternehmensmarketing, der Kapitalbeschaffung und den Richtlinien zur Einwanderung. Besonders interessant waren für uns die Rechts- und Steuerthemen, denn diese bilden die Grundlage für unseren geplanten Markteintritt.

Neben theoretischen Coachings wurden wir im Storytelling sensibilisiert. Die Geschäftssprache in Deutschland unterscheidet sich teilweise stark von der amerikanischen.

Gerade in Bezug auf Investoren-Pitches ist es wichtig, darauf zu achten, wie man in der jeweiligen Kultur seine Geschäftsmodelle überzeugend kommuniziert.

Ein besonderes Highlight war die Session mit Susan Lindner zum Thema „Powerful Messaging & Storytelling“. Susan legte auf interaktive Weise dar, dass die Darstellung beim Verkauf eine wichtige Rolle spielt. Vor allem gilt es, die Vorteile für den Käufer stärker hervorzuheben als die Vorteile des eigenen Produktes.

Unser persönliches Fazit

Die vier Tage waren sehr informativ und wir haben viel über die amerikanische Unternehmenskultur, speziell für unsere Branche, gelernt! Wir möchten uns bei den Organisatorinnen Andrea Diewald und Irene Fuchs von der deutsch-amerikanischen Außenhandelskammer für dieses tolle Programm bedanken.

Dennoch ersetzt eine digitale Reise natürlich nicht die Vor-Ort Veranstaltung: Im Herbst soll das Step USA Programm wieder in New York stattfinden – wir hoffen, dass wir dann live dabei sein können.

Seitdem Anfang 2020 die Gebärmutterhalskrebs-Früherkennung in Deutschland um einen routinemäßigen HPV-Test für Frauen ab 35 ergänzt wurde, sehen sich mehr Personen mit einem positiven Testergebnis konfrontiert. Wichtig ist vorab, dass dies keinen Grund zu Panik darstellt. Ein positives Testergebnis ist nicht mit einer Krebsvorstufe oder gar Krebs gleichzusetzen. Vielmehr infizieren sich die meisten sexuell aktiven Menschen mindestens einmal in ihrem Leben mit Humanen Papillomaviren (HPV). In 90 Prozent der Fälle heilen die Infektionen von allein wieder aus. Ist ein HPV-Test positiv, wird dadurch also nicht direkte eine aufwändige Behandlung notwendig. Zuerst ändert sich nur der Kontrollrhythmus: Anstelle von drei Jahren wird bereits nach zwölf Monaten ein weiterer HPV-Abstrich durchgeführt. Es gilt zunächst, Ruhe zu bewahren. (Wie man zu schneller Gewissheit gelangt, besprechen wir am Ende des Blogbeitrags).

Was bedeutet HPV positiv?

Ein positiver HPV-Test weist auf eine klinisch relevante HPV-Infektion am Gebärmutterhals hin. Damit ist ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Gewebeveränderung verbunden. Diese Veränderungen entwickeln sich sehr langsam und über Jahre hinweg. Ein einmalig positiver HPV-Test sagt deshalb nichts über eine Krebserkrankung aus – er weist lediglich eine vorliegende Virus-Infektion nach1.

Ist der erneute HPV-Abstrich nach einem Jahr ebenfalls positiv, folgt innerhalb von drei Monaten eine sogenannte Kolposkopie. Dabei wird mit einer speziellen Lupenvergrößerung abgeklärt, ob Gewebeveränderungen vorliegen2.

Bei ungefähr zehn Prozent der Infizierten kann der Körper HPV nicht selbst erfolgreich bekämpfen. In diesen Fällen können sich Gewebeveränderungen entwickeln, die Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs entsprechen oder sich im Verlauf zu Krebs entwickeln3. In Zahlen trifft dies auf 4.500 Personen von bis zu 500.000 zu, die jährlich ein auffälliges Testergebnis erhalten. Daher ist es wichtig, Vorsorgetermine wahrzunehmen.

Unterscheidung von Hoch- und Niedrigrisiko HPV-Typen

Inzwischen sind über 200 verschiedene HPV-Arten bekannt. Gebärmutterhalskrebs oder Genitalwarzen werden von etwa 40 HPV-Typen ausgelöst4. Sie sind in zwei Kategorien unterteilt:

  • Die Niedrigrisikotypen können lästige und wiederkehrende Genitalwarzen verursachen. Diese lassen sich durch verschiedene Behandlungsmöglichkeiten (z.B. Salben, Vereisung, Lasertherapie) gut therapieren5.
  • Wird einer der Hochrisikotypen festgestellt, ist die regelmäßige Nachkontrolle auf Zellveränderungen essenziell. Vor allem am Gebärmutterhals können die HPV High-Risk-Typen zu Krebserkrankungen führen. Darüber hinaus stellen sie einen möglichen Auslöser für Kopf-Hals-Tumoren

Generell gilt es zu beachten, dass eine HPV-Infektion selbst nicht behandelt werden kann. Allerdings sollten die jeweiligen Auswirkungen im Auge behalten und Gewebeveränderungen behandelt werden.

HPV: Partnerschaft nicht zwingend betroffen

Die erstmalige Diagnose einer HPV-Infektion im Rahmen der neuen Vorsorge wirft häufig Fragen auf. Da im Moment keine regelmäßigen Tests auf HPV bei Männern vorgesehen sind, werden Infektionen primär durch die Krebsvorsorge bei Frauen festgestellt. Zentral ist zu wissen, dass die Infektion schon seit vielen Jahren oder Jahrzehnten vorliegen kann. Kein Testverfahren kann die Frage beantworten, wann es zu einer Infektion kam. Sie spielt für den Verlauf der normalerweise harmlos verlaufenden Infektion auch keine Rolle. Die Frage wer wen in einer Partnerschaft angesteckt hat, ist ebenfalls kaum zu klären. Das liegt daran, dass die HP-Viren in der Bevölkerung insgesamt weit verbreitet sind. Dementsprechend kann sich HPV trotz fester Partnerschaft bemerkbar machen.

In neuen Partnerschaften lässt sich das Risiko einer Ansteckung beispielsweise durch den Einsatz von Kondomen beim Geschlechtsverkehr verringern. Eine weitere Möglichkeit der Vorsorge besteht in der Impfung gegen einige der krebserregenden HPV-Typen6.

Schnelle Gewissheit durch GynTect

Natürlich kann die Wartezeit zwischen den Kontrollterminen belastend sein. Eine Studie unter Co-Autorschaft unserer Geschäftsführenden Dr. Alfred Hansel und Dr. Martina Schmitz ergab, dass die psychische Belastung in der Gebärmutterhalskrebsvorsorge sogar zu Anzeichen einer posttraumatischen Belastungsstörung führen kann7.

Um diese unklare Situationen schnellstmöglich aufzulösen, haben wir GynTect entwickelt. Der molekularbiologische Gebärmutterhalskrebstest ist in der Lage, eine Krebserkrankung bereits in ihren Vorstufen zu erkennen. Für die Durchführung ist ein gynäkologischer Abstrich beim Frauenarzt ausreichend.

Fragen Sie den Arzt oder die Ärztin Ihres Vertrauens

Die hier dargestellten Inhalte dienen ausschließlich der neutralen Information und allgemeinen Weiterbildung. Sie stellen keine Empfehlung oder Bewerbung der beschriebenen oder erwähnten diagnostischen Methoden, Behandlungen oder Arzneimittel dar. Der Text erhebt weder einen Anspruch auf Vollständigkeit noch garantiert er die Aktualität, Richtigkeit und Ausgewogenheit der dargebotenen Informationen. Er ersetzt keinesfalls die fachliche Beratung durch einen Arzt und darf nicht als Grundlage zur eigenständigen Diagnose und Beginn, Änderung oder Beendigung einer Behandlung von Krankheiten verwendet werden. Konsultieren Sie bei gesundheitlichen Fragen oder Beschwerden immer den Arzt oder die Ärztin Ihres Vertrauens!

 

Quellen

[1] Projektgruppe ZERVITA (Hrsg.): HPV-Test.

[2] Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) (2021): HPV-positiv: Was nun?

[3] und [4] Dr. med. Katharina Anstett (2020): HPV-Nachweis (Positive Testung auf ein Humanes Papillomavirus).

[5] Robert Koch Institut: Erläuterungen zum Befund Ihres HPV-Tests.

[6] Dr. med. Katharina Anstett (2020): HPV-Nachweis (Positive Testung auf ein Humanes Papillomavirus).

[7] Jentschke, M., Lehmann, R., Drews, N., Hansel, A., Schmitz, M., Hillemanns, P. (2020): Psychological distress in cervical cancer screening: results from a German online survey. Archives of Gynecology and Obstetrics, 3/2020, 699-705.

Titelbild: Image Point Fr / Shutterstock.com

Anfang Mai ging es turbulent zu, denn wir zogen in neue Büro- und Laborräume. Unser Standort befindet sich jetzt im Gewerbezentrum Jena in der Löbstedter Straße 41. Mit dem Umzug schaffen wir mehr Platz und Möglichkeiten für unser Unternehmenswachstum sowie für die Steigerung unseres (internationalen) Vertriebs.

Mit dem ersten Umzug seit Firmengründung in 2012 schufen wir mehr Raum für ein wachsendes Team, was in den bisherigen Räumlichkeiten des Bio-Instrumentezentrums (BIZ) Jena nicht möglich gewesen wäre.

Neue Büroräume von oncgnosticsZudem benötigten wir bessere Laborbedingungen, um die Forschung sowie die Produktion effizienter zu gestalten. Nun können wir dem steigenden internationalen Interesse an GynTect besser begegnen, das sich z. B. in der Kooperation mit EuroImmun und der Zusammenarbeit mit unseren chinesischen Partnern zeigt.

Unser neuer Standort ist mit 352m² doppelt so groß wie die Fläche im BIZ. Mit zwei geräumigen Büros sowie einem eigenen Konferenzraum muss niemand mehr neben den lauten Geräten im Labor seinen Schreibplatz beziehen.

Umzug: Erweiterte Laborräume und neue Pausenplätze

Besonders praktisch ist die neue Aufteilung der Labore. Zumal wir die Aufgabenbereiche durch ein weiteres, viertes Labor nun noch besser koordinieren können. Während sich die Labore für Forschung & Entwicklung und für PCR-Testungen wie unsere Büros auf der zweiten Etage befinden, sind die Labore für unsere Produktion in der Kelleretage – die tägliche Sporteinheit ist somit in den Arbeitsalltag integriert. Nun haben wir endlich mehr Platz für unser Laborequipment bzw. für die Erweiterung unserer Geräte.

Neuer Aufenthaltsraum mit Blick auf den JenTowerGenerell fühlten sich die Räume dank des Geruchs nach frischer Farbe und den neuen Möbeln bereits nach wenigen Tagen wohnlich an. Dabei ist der gemütliche Aufenthaltsraum gleich der neue Lieblingsort geworden. Hier machen wir entspannt gemeinsam Pause und können uns auch abseits der Arbeitsthemen austauschen.

Bei gutem Wetter verschlägt es uns zur Mittagszeit nach draußen auf unsere eigene Waldschänke im Hof. Diese steht direkt neben der von unserem Nachbarn 3di. Das Unternehmen ist auch gerade erst in das Gebäude eingezogen. Die Mitarbeitenden stellen Implantate, also Medizinprodukte her. Sie sind damit ebenfalls in der Medizintechnikbranche tätig und ticken in Bezug auf regulatorische Anforderungen ähnlich wie wir.

Der neue Standort bringt unserem Unternehmen und unseren Mitarbeiterinnen weitere Vorteile: Neben der Nähe zum Stadtzentrum und besseren Parkmöglichkeiten gewährleistet er auch in der jetzigen Coronazeit ausreichend Arbeitsfläche für alle gleichzeitig.

In den Gesprächen im Team zeigt sich, dass wir durch den Umzug optimal ausgestattet und motiviert sind, um neue Etappen in unserer Unternehmensgeschichte anzugehen.

Ausschnitt einer Folie des Fachvortrags von Anna-Bawany Hums zur Eurogin 2021

Molekularbiologische Testverfahren wie wir sie entwickeln, bieten in der HPV-bezogenen Krebsvorsorge vielversprechende Chancen. Um uns über die aktuelle Forschung zu diesem Thema mit anderen Expertinnen und Experten auszutauschen, nehmen wir regelmäßig an Fachkonferenzen teil. So zuletzt an der Eurogin, der EEN und der Bionnale.

Auf dem virtuellen Fachkongress Eurogin 2021 stellten wir dieses Jahr unseren Gebärmutterhalskrebstest GynTect und den Assay in der Kopf-Hals-Tumordiagnostik vor, die alle auf dem Nachweis epigenetischer Veränderungen basieren.

„Es ist schön, mit den Kollegen aus der Branche und den Medien wieder in Kontakt zu treten. Auch, wenn dies zurzeit nur digital möglich ist. In unserer täglichen Arbeit merken wir, dass das Thema der Krebsvorsorge stetige Innovationen braucht, damit Betroffene zügig Gewissheit über ihren Krankheitsstatus erhalten und Therapiemaßnahmen schneller greifen können. Austausch und Kooperationen auf Fachkonferenzen sind dafür essenziell“, erzählt Geschäftsführerin Dr. Martina Schmitz.

Gemeinsam mit unserer Mitarbeiterin Anna-Bawany Hums brachte sie zwei Online-Vorträge in das Konferenzprogramm ein. Anna-Bawany Hums sprach über das aktuelle Forschungsprojekt zu Kopf-Hals-Tumoren, von dem oben ein Ausschnitt zu sehen ist. Martina Schmitz berichtete hingegen von einer zurzeit laufenden GynTect-Studie.

Virtuelle Fachkongresse brachten interessante neue Kontakte

 „Auf in die Welt“ war das Motto des Online-Events des Enterprise Europe Network, bei dem wir uns Anfang Mai als eines von fünf Unternehmen präsentieren durften. Wir sind seit vielen Jahren Teil des Netzwerkes und profitieren immer wieder von dem thematischen Input z. B. zu Themen des EU-Binnenmarkts oder der Entwicklung nachhaltiger Geschäftsmodelle.

Weiterhin nahm unser Head of Business Development and Licensing Dr. Peter Haug an der Networking-Veranstaltung für die Life Sciences und Healthcare-Branche Bionnale teil. Hier kommen Unternehmen und Forschungseinrichtungen, die nach gemeinsamen Entwicklungs- oder Forschungsmöglichkeiten suchen, mit innovativen Startups und Investoren zusammen. In dem virtuellen Format konnten wir in 1:1-Meetings interessante neue Kontakte vor allem zu Forschungsaspekten knüpfen.

Junge Frau liegt auf dem Sofa und leidet an Unterleibsschmerzen.

Vulvakrebs ist die vierthäufigste gynäkologische Krebserkrankung1. Seit Beginn der 2000er Jahre wurde in Deutschland ein deutlicher Anstieg der Neu­erkrankungs- und eine leicht steigende Sterberate bösartiger Tumoren der Vulva und Vagina beobachtet. Auf diesem hohen Niveau stabilisieren sich die Zahlen in den letzten zehn Jahren2. So treten jährlich etwa 3.580 neue Vaginal- und Vulvakrebserkrankungen auf, wovon knapp 90 Prozent die Vulva betreffen3. Vor allem bei jungen Betroffenen sind häufig Humane Papillomaviren (HPV) der Auslöser der Erkrankung. Ein Screening zur Früherkennung gibt es noch nicht, was unserer Meinung nach ein großes Versäumnis ist. Im Rahmen eines Pipelineprojekts forschen wir an der Entwicklung eines Früherkennungsverfahrens für die Krankheit.

Was versteht man unter Vulvakrebs?

Vulvakrebs ist eine bösartige Erkrankung des äußeren weiblichen Genitals. Oft setzt sie an den großen Schamlippen, seltener auch an den kleinen Schamlippen oder der Klitorisregion an4. Die Karzinome gehen dabei in den meisten Fällen von der Hautoberfläche oder den Schleimhäuten aus.

Grundsätzlich unterscheidet man zwei verschiedene Formen:

  • Verhornende Karzinome machen 50 bis 80 Prozent der Erkrankungen aus. Sie treten mit steigendem Lebensalter häufiger auf, was sich auch daran zeigt, dass das mittlere Erkrankungsalter bei 72 Jahren liegt5.
  • Nichtverhornende Karzinome betreffen meist jüngere Frauen. Der Krebs und seine Vorstufen werden hier häufig durch eine chronische Infektion mit HPV ausgelöst. Die Erkrankung kann dann zusätzlich mit Gebärmutterhalskrebs und Anuskarzinomen assoziiert sein6.

Vulvakrebs: Symptome anfangs oft unscheinbar

Juckreiz, Brennen beim Wasserlassen oder kleine Veränderungen der Haut – die ersten Anzeichen der Krankheit sind sehr unspezifisch. Umso wichtiger ist es, auch scheinbar harmlose Auffälligkeiten bei den frauenärztlichen Vorsorgeuntersuchungen anzusprechen. Denn zurzeit können die Fachkräfte nur so auf die Krankheit aufmerksam werden und im Zweifel Vulvakrebs erkennen7.

„Das ist natürlich zu sehr dem Zufall überlassen und oft auch zu spät“, meint unsere Mitarbeiterin Kristina Wunsch. Sie führte bereits erste Versuche zur Entwicklung eines spezifischen Tests für Vaginal- und Vulvakarzinome durch.

Entwicklung einer gezielten Früherkennung

Genau wie für unseren Test auf Gebärmutterhalskrebs wollen wir ein Verfahren entwickeln, dass die durch HPV ausgelösten Krankheitsfälle sicher und frühzeitig erkennt. Dies ist durch den Nachweis von Methylierungsmakern möglich, die bei Vulva- und Vaginalkrebs sowie deren Vorstufen auftreten, nicht aber in gesundem Gewebe.

„Die Früherkennung ist für den Krankheitsverlauf essenziell. 2016 starben in Deutschland etwa 930 Frauen an Vulvakarzinomen und weitere 190 an Vaginalkrebs. Diese Zahlen gilt es zu senken. Durch ein frühzeitiges Erkennen der Krankheitsfälle können Therapien früher greifen und die Genesungschancen erhöht werden“, so Kristina Wunsch.

 

Fragen Sie den Arzt oder die Ärztin Ihres Vertrauens

Die hier dargestellten Inhalte dienen ausschließlich der neutralen Information und allgemeinen Weiterbildung. Sie stellen keine Empfehlung oder Bewerbung der beschriebenen oder erwähnten diagnostischen Methoden, Behandlungen oder Arzneimittel dar. Der Text erhebt weder einen Anspruch auf Vollständigkeit noch garantiert er die Aktualität, Richtigkeit und Ausgewogenheit der dargebotenen Informationen. Er ersetzt keinesfalls die fachliche Beratung durch einen Arzt und darf nicht als Grundlage zur eigenständigen Diagnose und Beginn, Änderung oder Beendigung einer Behandlung von Krankheiten verwendet werden. Konsultieren Sie bei gesundheitlichen Fragen oder Beschwerden immer den Arzt oder die Ärztin Ihres Vertrauens!

 

Quellen

[1] Deutsche Krebsgesellschaft (2018): Vulvakrebs, Vulvakarzinom.

[2] Zentrum für Krebsregisterdaten (2021): Krebs der Vulva (Vulvakarzinom).

[3] Buttmann-Schweiger, N., Barinoff, J., Waldmann, A. et al. (2019): Epidemiologie der Krebserkrankungen von Vulva und Vagina in Deutschland. Onkologe 25, 396–403.

[4][6] Deutsche Krebsgesellschaft (2018): Vulvakrebs, Vulvakarzinom.

[7] Berufsverband der Frauenärzte e. V. (Hrsg.) (2018): Vulvakrebs / Vulvakarzinom.

 

Titelbild: Andrey Popov/Shutterstock.com

Claudia Braunstein ist eine Langzeitüberlebende: Sie überlebte Krebs. Der Besuch beim Zahnarzt sollte im Juli 2011 ihr Leben von einem Moment auf den anderen verändern – aber auch retten. Wegen eines ausgefallenen Inlays suchte Claudia Braunstein ihren Arzt auf. Bei der Gelegenheit zeigte die Österreicherin dem Mediziner eine Stelle an ihrer Zunge, die sie sich regelmäßig aufbiss. Dieser zögerte nicht lange und überwies die damals 48-Jährige umgehend an einen Spezialisten. Nur eine Woche später erhielt Claudia Braunstein die Diagnose: Plattenepithelkarzinom – Krebs am rechten Zungenrand. Claudia Braunstein begann zu kämpfen und siegte über den Krebs.

Frau Braunstein, ab wann gilt ein Krebspatient als geheilt? Sie bezeichnen sich selbst außerdem als Langzeitüberlebende. Was war für Sie der Startpunkt?

Seit dem Tag, an dem ich aus der Onkologie in das Archiv gewandert bin. So formulierte es meine Ärztin und meinte damit meine Akten. Das bedeutet, dass ich fünf Jahre nach der Behandlung keinen Rückfall hatte. Ich bin aus der Abteilung raus und habe erstmal hemmungslos geweint. Das war also 2016.

Die Diagnose Krebs war für Sie damals überraschend. Hatten Sie vorher keine Ahnung, dass etwas nicht stimmen könnte?

Es gab wohl Anzeichen, aber ich wusste diese vorher nicht einzuordnen. Viele Menschen mit der gleichen Erkrankung sind alkoholkrank oder Raucher. In meinem Fall wurde der Krebs allerdings vermutlich durch HPV, Humane Papillomviren, ausgelöst. Was sich gleich noch an einer 2. Diagnose zeigte. Denn bei mir wurde außerdem noch beginnender Gebärmutterhalskrebs festgestellt. Auch diese Krebsart wird durch HPV ausgelöst.

Eine Woche nach ihrem Zahnarztbesuch hatten Sie die Diagnose Krebs am rechten Zungenrand. Was folgte dann?

Mir wurde ein Teil der beweglichen Zunge entfernt und durch ein Implantat ersetzt. Es folgten Bestrahlung und Chemotherapie. Ich hatte einen starken Gewichtsverlust, da ich die Sondenernährung ablehnte. Zeitweise war ich ein einhundertprozentiger Pflegefall. Mein Arzt leitete dann gegen meinen Willen entsprechende Maßnahmen ein. Heute bin ich ihm sehr dankbar dafür. Die Sonde abzulehnen war ein Irrtum von mir. Ich konnte auch gar nicht mehr sprechen. Das ist für jemanden, der ständig den Mund offen hat, eine dramatische Situation.

Was hat Ihnen geholfen, die Behandlung durchzustehen?

Die größte Stütze war die Familie. Es hat sich gezeigt, wie wichtig es ist, in einem stabilen Umfeld zu leben. Ich würde es keinem Angehörigen raten, aber mein jüngster Sohn sagte zu mir: „Mama, reiß dich zusammen, wir brauchen dich noch.“ Das war für mich ein Antrieb. Ich wusste, die brauchten mich noch als Person.

Nun gelten Sie als krebsfrei, sogar als Langzeitüberlebende. Wieviel Raum nimmt die Krankheit noch immer in Ihrem Leben ein?

Das Thema Krebs wird immer bei mir sein. Zum einen beruflich, ich verdiene auf meinem Blog mit dem Thema auch Geld. Dann habe ich immer noch tagtäglich mit den Folgen der Krebserkrankung zu tun. Wenn ich ausgehe, muss ich mich vorbereiten. Denn ich habe eine Dysphagie, eine Schluckstörung. Das tägliche Essen, wenn ich meinen Löffel an den Mund führe, erinnert mich immer daran. Dann bin ich auch sprachlich eingeschränkt. Ich muss mich ständig erklären. Oft wird eine sprachliche Behinderung mit einer geistigen Behinderung gleichgesetzt. Da würde ich mir wünschen, die Leute würden fragen, warum reden Sie so merkwürdig?

Auch wenn Sie als krebsfrei, ja Langzeitüberlebende gelten, müssen Sie immer noch regelmäßig zur Nachsorge. Wie geht es Ihnen damit?

Ja, ich muss alle 6 Monate zur Kontrolle. Ich gehöre zur seltenen Spezies, die gerne zur Nachsorge geht. Mir wird dort sehr viel Empathie entgegengebracht, ich werde dort auch als Vorzeigepatientin herumgereicht. Außerdem gehe ich so hin: Meine Nachsorgeuntersuchungen sind nur die Bestätigung meines letzten Zustands. Es ist doch schade, wenn man sich die Energie selber nimmt.

Hat sich Ihre innere Einstellung seit Ihrer Krebserkrankung geändert? Wenn Sie sich selbst als Langzeitüberlebende sehen, was bedeutet das für Sie?

Ich empfinde viel Dankbarkeit und Demut. Ich bin auch dankbar in einem Land zu leben, das medizinisch so ausgezeichnet aufgestellt ist und bei dem so viele Leistungen von der Krankenkasse übernommen werden. Ich gebe sehr viel. Ich berate andere Patienten mit derselben Erkrankung unentgeltlich. Dafür habe ich eine psychoonkologische Ausbildung gemacht. Aber ich verdiene auch Geld mit meiner Erkrankung.

Welchen allgemeinen Ratschlag geben Sie Krebspatienten oder Krebs-Überlebenden mit auf den Weg?

Man kann mental viel machen, indem man das Positive sieht. Ich versuche unwichtige und negative Dinge soweit es geht wegzuschieben. Positives Denken funktioniert nicht – aber eine positive Grundeinstellung. Das kann man lernen. Ich kann morgens aufwachen und aufzählen, was ich alles nicht kann, oder ich kann aufzählen, was alles schön ist!

Liebe Frau Braunstein, vielen Dank für das Gespräch!

 

Titelfotos: Claudia Braunstein/Verlag Anton Pustet