Zwar entstehen sowohl Gebärmutterhalskrebs als auch Gebärmutter(-körper)krebs nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, jedoch ist der große Unterschied in der Ursache der Erkrankung zu suchen. Deshalb sind die Forschungsfelder und die Behandlung ebenfalls grundverschieden. Die Unterschiede wollen wir zur besseren Einordnung in diesem Artikel erklären.
Zunächst zur Anatomie, um die Entstehungsorte beider Krebsarten besser einordnen zu können: Die Gebärmutter besteht aus dem Gebärmutterhals (Cervix), der am unteren Ende im Muttermund endet. Am oberen Ende schließt der Gebärmutterkörper (Corpus) an. Gebärmutterhalskrebs entsteht also im gleichnamigen Gebärmutterhals, nur wenige Zentimeter entfernt von der Gebärmutter, in der Gebärmutter(-körper-) krebs entsteht.
Gebärmutterkrebs – Faktoren, Auftreten und Symptome
Gebärmutterkrebs (lat. Endometriumkarzinom, Uteruskarzinom oder Korpuskarzinom) geht meist von den Zellen der Gebärmutterschleimhaut aus. Es gibt den sehr verbreiteten östrogenabhängigen Typ I und den seltenen östrogenunabhängigen Typ II. Begünstigt wird Gebärmutterkrebs durch erbliche Faktoren genauso wie durch Übergewicht, Diabetes und einem langen Östrogeneinfluss (meist hervorgerufen durch hormonelle Störungen). Diese Krebsart tritt meist im hohen Alter auf. Das Durchschnittsalter liegt bei 69 Jahren und es gibt keine geregelte Vorsorge, da kein kostengünstiges und zuverlässiges Verfahren zur Früherkennung existiert.
Während beim Gebärmutterhalskrebs nicht unbedingt Symptome auftreten oder diese erst sehr spät in Erscheinung treten, gibt es beim Gebärmutterkörperkrebs meist frühzeitig ungewöhnliche Blutungen. Sucht die Patientin gleich den Arzt auf und handelt es sich bei den Blutungen tatsächlich um Symptome des Gebärmutterkrebses, gibt es gute Aussichten auf Heilung. Durch einen operativen Eingriff werden die Gebärmutter, die Eileiter und Eierstöcke entfernt. Ist der Krebs weiter fortgeschritten, sind weitere Behandlungen notwendig.
Gebärmutterhalskrebs – Ursache, Vorsorge, Behandlung
Ganz anders sind die Bedingungen bei Gebärmutterhalskrebs: diese Krankheit entsteht über viele Jahre infolge einer Ansteckung mit bestimmten Stämmen von Humanen Papillomviren (HPV). Durch die regelmäßige Vorsorge können Vorstufen, sogenannte Dysplasien, erkannt und eine Behandlung geplant werden. Vorstufen müssen nicht zum Ausbruch von Gebärmutterhalskrebs führen. Es kann sein, dass sie sich auch wieder zurückbilden. In jedem Fall müssen sie jedoch beobachtet werden. Ist ein Eingriff notwendig, handelt es sich hierbei meist um eine sogenannte Konisation, bei der das Karzinom mit einem kegelförmigen Schnitt entfernt werden kann. Da es sich bei den Patientinnen häufig um Frauen im gebärfähigen Alter handelt, ist es wichtig, möglichst wenig des Gebärmutterhalses abzutragen, um Komplikationen bei eventuellen späteren Schwangerschaften zu vermeiden.
Die Vorsorge wird vom Gynäkologen durchgeführt. Im Moment haben Frauen ab 20 Jahren Anspruch auf eine jährliche Untersuchung durch den Frauenarzt. Diese Regelung ändert sich aber bald für Frauen ab 35 Jahren. Sie werden nur noch alle drei Jahre in einer sogenannten Co-Testung nicht nur mit dem Pap-Test sondern auch mit dem HPV-Test auf HPV untersucht.
Außerdem gibt es die Möglichkeit einer HPV-Impfung, die den Großteil der HP-Virenstämme abdeckt und somit das Risiko, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken oder ebenfalls durch HPV ausgelöste Genitalwarzen zu bekommen, erheblich einschränkt. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt eine Impfung für Mädchen noch vor dem ersten Geschlechtsverkehr, da hier die Schutzwirkung am höchsten ist.
Obwohl Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) und Gebärmutterkörperkrebs (Endometriumkarzinom) nur wenige Zentimeter voneinander entfernt entstehen können, sind es doch zwei völlig verschiedene Krebsarten mit unterschiedlichen Verläufen, Symptomen und Behandlungsarten. Gerade Gebärmutterhalskrebs ist vermeidbar: Wer regelmäßig zur Vorsorge geht und sich impfen lässt, hat ein sehr geringes Risiko, daran zu erkranken.
Zusammenfassend zeigt eine Tabelle beide Krebsarten im Überblick:
Gebärmutterhalskrebs
(Zervixkarzinom) |
Gebärmutterkörperkrebs (Endometriumkarzinom) | |
Häufigkeit | Ca. 5000 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland | Ca. 11000 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland |
Durchschnittsalter der Patientinnen | 34 Jahre (bei Karzinomen im Frühstadium)
53 Jahre (bei Karzinomen, die fortgeschritten und bereits in weiteres Gewebe vorgedrungen sind) |
69 Jahre |
Hauptursache/ Auslöser | Humane Papillomviren (HPV) | Genetische Faktoren, Übergewicht, Diabetes, hormonelle Störungen |
Symptome | Nicht zwingend, es können Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Ausfluss oder Blutungen auftreten (im späten Stadium der Krankheit) | Blutungen (treten frühzeitig auf), weitere Symptome treten in späteren Stadien der Krankheit auf |
Vorbeugung | HPV-Impfung, Teilnahme am Screening | Gesunde Lebensweise |
Früherkennung | Gesetzlich geregelt | Keine geregelte Früherkennung, Untersuchung (Ultraschall oder Gebärmutterspiegelung) kann als individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) durchgeführt werden |
Dauer der Entstehung | Über Jahre hinweg | |
Behandlung | Bei Vorstufen Beobachtung und Testung, bei Krebs Konisation (Operativer Eingriff, bei dem ein kegelförmiges Stück des Gebärmutterhalses entfernt wird) | Operativer Eingriff (Entfernung der Gebärmutter, der Eileiter und Eierstöcke), bei fortgeschrittener Erkrankung ergänzende Behandlungen |
Detaillierte Informationen zu beiden Krankheiten erhalten Sie durch den Krebsinformationsdienst.