WHO empfiehlt einmalige HPV-Impfung bei Mädchen
Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt die einmalige HPV-Impfung von Mädchen und Frauen bis 21 Jahre anstelle der bisherigen zweimaligen Impfung. Die WHO möchte damit die Impfquote im Kampf gegen Gebärmutterhalskrebs erhöhen. Grundsätzlich begrüßen wir dieses Vorhaben, doch haben wir auch Bedenken bei der neuen Empfehlung[1].
Fakt ist, Gebärmutterhalskrebs wird durch Humane Papillomaviren (HPV) verursacht. Zwar entwickelt sich nicht aus jeder HPV-Infektion Gebärmutterhalskrebs, doch gibt es bestimmte HPV-Hochrisiko-Typen. Sie begünstigen die bösartigen Veränderung der Zellen. Gegen einige dieser HPV-Hochrisiko-Typen gibt es eine wirksame Impfung. Aktuell empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) zwei Dosen für Mädchen und Jungen im Alter von 9-14 Jahren für einen ausreichenden Impfschutz. Wer älter als 17 Jahre alt ist, sollte sich sogar dreimal impfen lassen. HPV ist sexuell übertragbar. Kondome bieten keinen ausreichenden Schutz, da die Viren im gesamten Intim- und Analbereich vorkommen. Aus diesem Grund ist eine Immunisierung noch vor der ersten sexuellen Erfahrung sinnvoll.
HPV verursacht Krebs bei Männern und Frauen
Fakt ist auch: Gebärmutterhalskrebs ist nicht die einzige Krebserkrankung, die durch HPV ausgelöst werden kann. Neben Gebärmutterhalskrebs sowie Krebs an Vulva und Vagina, kann eine HPV-Infektion auch beispielsweise zu bösartigen Zellveränderungen im Mund- und Rachenbereich, am Anus und auch am Penis führen. Zudem entstehen Feigwarzen im Intimbereich ebenfalls durch Humane Papillomaviren. Diese sind zwar harmlos, aber sehr unangenehm. Männer können nicht nur HPV übertragen, sondern auch selbst eine HPV-bedingte Krebserkrankung erleiden. Allein in Deutschland betrifft dies etwa 1 600 Männer im Jahr.[2] Die HPV-Impfung schützt auch vor diesen Krebserkrankungen.
Die HPV-Impfung: für Mädchen und Jungen sinnvoll
Da HPV Krebs bei Männern und Frauen verursachen kann, ist es verwunderlich, dass die WHO bei ihrer Empfehlung den Fokus auf Gebärmutterhalskrebs legt – also auf Frauen. Zumal es auch im Kampf gegen Gebärmutterhalskrebs sinnvoll ist, Jungen bei der Impfung mit ins Boot zu holen. Schließlich können diese ihre Partner:innen als Überträger mit einer HPV-Infektion anstecken. Seit 2018 empfiehlt die Ständige Impfkommission in Deutschland die Impfung gegen Humane Papillomaviren auch für Jungen ab neun Jahre.
Dr. Cornelia Hösemann (Mitglied der sächsischen Impfkommission) vertritt in einem MDR Interview[3] eine ganz ähnliche Sichtweise. In ihren Augen ist die Empfehlung der WHO ein Rückschritt, denn ihrer Meinung nach sollten alle Geschlechter ab einem Alter von neun Jahren zur Impfung gehen. Sie wünscht sich eine Impfquote von 80-90 Prozent, um einen Kollektivschutz zu erreichen. Laut einer Erhebung des Robert-Koch-Instituts lag die Impfquote 2015 gerade einmal bei rund 45 Prozent[4] bei den 17-Jährigen. Also der Altersgruppe, bei der optimalerweise die Immunisierung bereits abgeschlossen sein sollte.
HPV-Impfung erleichtern – für alle
Die WHO stützt sich auf Daten, die belegen, dass eine einmalige Impfung gegen HPV einen vollen Impfschutz gewährleistet. Eine einmalige Impfung bedeute weniger Kosten, weniger Ressourcen, außerdem sei die Verabreichung der Impfung einfacher.[5] Somit wäre der Zugang zur HPV-Impfung niedrigschwelliger.
Die Empfehlung der WHO ist erstmal nur eine Empfehlung. Diese muss erst durch die STIKO geprüft werden, bevor diese für Deutschland selbst eine Empfehlung herausgibt. Dieser Prozess kann Jahre dauern. Kann die Impfquote durch ein vereinfachtes HPV-Impfschema erhöht werden, ist das zu begrüßen, jedoch sollten dann alle Geschlechter mit einbezogen werden.
Quellen:
[2] Robert-Koch-Institut (RKI)
[4] Robert-Koch-Institut (RKI)