Am 28. Mai starb Prof. Dr. Harald zur Hausen. Mit seiner Forschung legte er den Grundstein für eine neue Art der Krebsprävention. Wir von oncgnostics gedenken des international anerkannten Virologen nicht nur wegen seines Pioniergeistes. Denn unsere Arbeit steht in enger Beziehung zu dem Nobelpreisträger für Medizin 2008.  

Nachweis: HPV löst Gebärmutterhalskrebs aus 

Bereits in den 1980er Jahren erbrachte zur Hausen den Nachweis, dass Humane Papillomviren (HPV) Gebärmutterhalskrebs und andere Tumorarten auslösen können. Das Virus ist sexuell übertragbar und kommt sehr häufig vor. In den meisten Fällen bekämpft das körpereigne Immunsystem den Erreger, doch in wenigen Fällen können sich aus einer HPV-Infektion Tumorzellen entwickeln. 

Zur Hausen: Pionier der Krebsprävention 

Anfangs nahm zur Hausen mit seiner Forschung noch eher eine Außenseiterrolle ein, doch mit dem Nachweis, dass HPV für die Entstehung von bestimmten Krebsarten verantwortlich ist, legte er den Grundstein für eine neue Art der Krebsprävention. Denn mit der Erkenntnis, dass bestimmte Viren für die Entstehung von Tumoren verantwortlich sind, schuf zur Hausen die Voraussetzung für die Entwicklung von Impfstoffen. Seit 2007 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die Impfung gegen HPV. Umgangssprachlich wird diese auch Gebärmutterhalskrebs-Impfung genannt, auch wenn diese auch vor weiteren durch HPV ausgelösten Tumorarten schützt. 

Enge Verbundenheit mit dem Tumorvirologen 

Wir von oncgnostics fühlen uns auf verschiedene Arten eng mit Prof. Dr. zur Hausen verbunden. Der Tumorvirologe war der Doktorvater von oncgnostics Mitgründer und Beiratsmitglied Prof. Dr. Matthias Dürst. Der ehemalige Leiter der Gynäkologischen Molekularbiologie an der Universitätsfrauenklinik Jena leistete einen wesentlichen Beitrag zu den Forschungsarbeiten, die zur Vergabe des Nobelpreises für Medizin an zur Hausen führten. 

Wir erinnern uns an Prof. Dr. zu Hausen als einen herausragenden Wissenschaftler, der den Grundstein für eine neue Art der Krebsprävention legte. Wir wollen uns seinen Forschungsdrang zum Vorbild nehmen, der trotz Skeptikern ungebrochen war und zum Erfolg führte.

 

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Jahrestagung der DGHNO

Über Himmelfahrt fand in Leipzig die Jahresversammlung der DGHNO 2023 (Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde) statt. Für oncgnostics waren Anna-Bawany Hums und Carolin Hoyer im Congress Center Leipzig und nahmen am Programm rund um das Thema „Multisensorik und Organ-Crosstalk – HNO als interdisziplinärer Partner“ teil. Sie stellten außerdem aktuelle Ergebnisse der Forschungsstudie „OncSaliva“ vor. 

Fachärzte aus ganz Deutschland kamen in Leipzig zusammen und sorgten so für einen anregenden Austausch. „Besonders spannend für uns waren Vorträge zum Thema Diagnostik und aktuelle Entwicklungen im Bereich der in-vitro-Diagnostik von Kopf-Hals-Tumoren“, resümiert Anna-Bawany Hums die Veranstaltung. Die Molekularbiologin ist Teil des HNO-Forschungsteams bei oncgnostics und ist an der Entwicklung eines molekularbiologischen Tests zur Erkennung von Kopf-Hals-Tumoren beteiligt. Unter diesem Begriff werden verschiedene Krebsarten im Kopf-Hals-Bereich verstanden, welche häufig spät diagnostiziert werden, da die Betroffenen Symptome erst spät wahrnehmen.

Diagnose von Tumoren im Kopf-Hals-Bereich noch unzureichend

Zur Diagnose von Kopf-Hals-Tumoren werden aktuell bildgebende Verfahren sowie die Biopsie von Gewebeproben durchgeführt. Dieser invasive Eingriff ist notwendig, um das verdächtige Gewebe histopathologisch, also mikroskopisch, zu untersuchen und zu bewerten. Allerdings sind Kopf-Hals-Tumoren meist schwer zugänglich. Die Untersuchungen werden häufig erst durchgeführt, wenn die Symptome stark ausgeprägt sind und Patienten über Beschwerden klagen. Leider sind weder Screenings noch gezielte Vorsorgeuntersuchungen, die gerade Risikopatienten regelmäßig wahrnehmen können, für Kopf-Hals-Tumoren etabliert. Die Abklärung von auffälligen Veränderungen passiert dadurch oft erst spät, wenn sich die Tumoren bereits in fortgeschrittenen Stadien befinden.

Verbesserung der Diagnose von Kopf-Hals-Tumoren durch Flüssigbiopsie

„Unser Eindruck war, dass die sogenannte Flüssigbiopsie (Liquid-Biopsy) im Bereich der Diagnostik von Kopf-Hals-Tumoren immer mehr zum Thema wird. Die Verwendung von Abstrich- und Speichelproben bietet den Vorteil, dass keine invasive Gewebeentnahme notwendig ist. Auch Blutproben als Grundlage zur Diagnostik sind mit einem minimal-invasiven Eingriff mit wenig Risiko für den oder die Patient:in leicht abzugeben. Diese Beobachtung bestätigt uns einmal mehr in unserer aktuellen Forschung. Denn wir entwickeln einen Test zum Nachweis von Kopf-Hals-Tumoren anhand epigenetischer Biomarker aus Speichelproben. Tumorspezifische Modifikationen der DNA, wie Änderungen im DNA-Methylierungsmuster, treten schon frühzeitig bei der Entstehung von Krebs auf. Die Entwicklung von in-vitro-diagnostischen Tests anhand epigenetischer Marker ist unsere Kernkompetenz bei oncgnostics“, erklärt Anna-Bawany Hums.

OncSaliva Studie auf der Jahresversammlung der DGHNO 2023

Da oncgnostics Kooperationspartner der OncSaliva Studie ist, stellte Anna-Bawany Hums die bisherigen Ergebnisse der Studie auf der Jahresversammlung der DGHNO 2023 einem großen Fachpublikum vor. Die Forschungsstudie wurde von Prof. Dr. med. Orlando Guntinas-Lichius initiiert und hat die Entwicklung epigenetischer Tumormarker zum Nachweis von Kopf-Hals-Tumoren in Speichelproben zur Anwendung als in-vitro-Diagnostikum zum Ziel.

Anna-Bawany Hums auf der Jahresversammlung derDGHNO 2023

Anna-Bawany Hums stellt die aktuellen Ergebnisse der OncSaliva Studie vor.

In langjähriger Zusammenarbeit zwischen der oncgnostics GmbH und dem Team von Prof. Dr. med. Orlando Guntinas-Lichius an der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am Universitätsklinikum Jena wurden bereits fünf epigenetische Tumormarker identifiziert. Diese werden nun im Rahmen der prospektiven, nicht-interventionellen, multizentrischen Studie erstmals anhand klinischen Abstrich- und Speichelproben getestet. Ziel ist es zu zeigen, dass die Tumormarker nicht nur in Gewebeproben, sondern auch in nicht-invasiven Proben nachgewiesen werden können. Um das diagnostische Potential der Tumormarker zu untersuchen, wird die Studie von den Studienzentren der HNO-Kliniken des SRH Wald-Klinikums Gera, SRH Zentralklinikums Suhl und des Universitätsklinikums Köln unterstützt. Auf der Jahresversammlung der DGHNO 2023 kamen nun erstmals Beteiligte aller Zentren in Leipzig zusammen, um sich über den Stand der OncSaliva Studie auszutauschen.

 

 

 

 

 

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