Im Fall einer Krebserkrankung ist es wichtig, frühzeitig auf eine ausgewogene und kalorienreiche Ernährung zu achten. Nur so kann der Körper gegen das Schwächerwerden ankämpfen und den Verlauf der Krebserkrankung verträglicher gestalten. Denn die Krankheit schwächt die Abwehrkräfte. Zusätzlich strapaziert die Therapie den Körper. Viele PatientInnen klagen während und nach einer Chemo- oder Strahlentherapie über Müdigkeit, Übelkeit und Entzündungsreaktionen der Speiseröhre oder Schleimhäute. Daraus resultieren meist Appetitlosigkeit und ein Gewichtsverlust.
Mit einer vorsorglichen Ernährungstherapie bei Kräften bleiben
Krankheitsbedingter Gewichtsverlust und Nährstoffmangel können durch eine frühzeitige Untersuchung des Ernährungszustandes sowie eine regelmäßige Gewichtskontrolle vorgebeugt werden. Dabei werden der Body-Mass-Index (BMI) und der unbeabsichtigte Gewichtsverlust dokumentiert. Beispielsweise spricht die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin e.V. (DGEM) von einer krankheitsspezifischen Mangelernährung, wenn ein/e PatientIn bei einem BMI von >18,5 einen Gewichtsverlust von 10-15 % innerhalb von sechs Monaten vorweist[1]. Verliert also eine 1,65 m große Frau mehr als 6,5 kg innerhalb eines halben Jahres, sollten die Alarmglocken läuten. Auf diese Weise können die ÄrztInnen vorzeitig Defizite erkennen und entsprechend eingreifen, wobei ErnährungsberaterInnen unterstützen können.
Vielseitiger Ernährungsplan statt Krebsdiät
Der Ernährungszustand während einer Krebserkrankung und -therapie ist von verschiedenen Faktoren abhängig: Der individuelle Status der Erkrankung, das Alter, der Allgemeinzustand und ggf. weitere Erkrankungen können einen Einfluss auf die Nahrungszufuhr haben. Daher ist es wichtig, die Ernährungsweise anzupassen, um die Therapieverträglichkeit, das Wohlbefinden und die Überlebenszeit positiv zu beeinflussen. Je vielfältiger und nährstoffreicher die Ernährung ist, umso effektiver können die PatientInnen Energie schöpfen. Besonders auf eine erhöhte Zufuhr von Proteinen sollte geachtet werden, um Muskelschwäche vorzubeugen. Das Deutsche Krebsforschungszentrum (dkfz) empfiehlt etwa 1,2-1,5 g/kg Körpergewicht pro Tag[2].
Erkrankten PatientInnen wird zudem von sogenannten „Krebsdiäten“ abgeraten. Beispielsweise werden bei der „Gerson-Diät“ ausschließlich pflanzliche Lebensmittel mit reduzierter Fett- und Proteinzufuhr aufgenommen. Der Körper soll dadurch entgiftet und die Abwehrkräfte gestärkt werden. Für solche alternativen und meist einseitigen Kostformen, die eine Besserung bzw. Heilung von Tumorleiden versprechen, gibt es laut DGEM keine „wissenschaftlich akzeptable Beweisführung“[3]. Vielmehr gehen die PatientInnen das Risiko ein, ihre ohnehin eingeschränkte Nahrungsaufnahme durch den bewussten Verzicht auf Nährstoffe zu verschlechtern.
Nachhaltiger Lebensstil zahlt sich aus
Nach wie vor ist Prävention der wichtigste Faktor für ein gesundes Leben: Schützen Sie sich zum Beispiel gegen Gebärmutterhalskrebs mit einer Impfung gegen HP-Viren, regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen und einem ausgewogenen Lebensstil. Grundsätzlich gilt: Ein geschwächtes Immunsystem begünstigt das Risiko, an einer Infektion zu erkranken. Bereits mit ausreichend Schlaf und Bewegung sowie einer gesunden Ernährung kann man dieses Risiko senken. Ebenso sollte auf Zigaretten, Zucker und Alkohol verzichtet werden.
Folgende Empfehlungen in Bezug auf die Ernährung bei Krebs spricht das dkfz aus[4]:
- Essen Sie ballaststoffreiche Lebensmittel wie Obst, Gemüse und Vollkorn (Richtwert für Ballaststoffzufuhr: 30g pro Tag).
- Reduzieren Sie stark verarbeitete Lebensmittel mit hoher Energiedichte (Fast Food, Softdrinks).
- Achten Sie auf einen gemäßigten Fleischkonsum (max. 500g pro Woche).
- Achten Sie beim Grillgut darauf, dass es nicht verkohlt ist.
- Essen Sie regelmäßig Fisch, dieser liefert wertvolle ungesättigte Fettsäuren.
- Trinken Sie ausreichend Wasser (mind. 1,5L pro Tag).
- Decken Sie den Vitaminbedarf durch eine vielfältige und ausgewogene Ernährung. Dann sind Nahrungsergänzungsmittel nicht nötig.
Ernährung bei Gebärmutterhalskrebs
Wie bereits geschildert, gibt es auch bei Gebärmutterhalskrebserkrankungen keine speziellen Diäten. Verschiedene Faktoren während der Behandlung können jedoch Einfluss auf die Ernährung haben[5]:
- Die Behandlung von Gebärmutterhalskrebs kann die Darmtätigkeit verändern. Gerade nach einer Operation sind Verwachsungen im Bauchraum möglich und die Patientin kann an Verstopfungen leiden. Hier hilft es, statt großer Portionen regelmäßig kleinere Portionen aufzunehmen.
- Eine Bestrahlung im Bauchraum kann zu Reizungen der Darmschleimhaut führen. Hier sind Nahrungsmittel zu empfehlen, die die Schleimhaut schonen. Eine individuelle Empfehlung sollte jedoch von der medizinischen Betreuung oder von einer Ernährungsberatung gegeben werden.
Weitere Tipps und Rezepte, die auf Nebenwirkungen wie Übelkeit, Durchfall oder Bauchkrämpfe abgestimmt sind, gibt es auf was-essen-bei-krebs.de. Dieses Projekt wurde vom gemeinnützigen Verein Eat What You Need e.V. – Allianz für bedarfsgerechte Ernährung bei Krebs in Kooperation mit dem CCC München Comprehensive Cancer Center am Klinikum der Universität München Ludwig-Maximilians-Universität ins Leben gerufen.
Shiitake-Pilze: Heilmittel gegen HP-Viren oder nur ein Hype?
In einigen Ländern Asiens, z.B. China und Japan, gelten Shiitake-Pilze schon lange als Heilmittel, doch auch in Deutschland erfreuen sie sich immer größerer Beliebtheit. Ihnen werden neben guten Geschmacks- und Würzeigenschaften („Umami“) heilende Kräfte gegen Entzündungen, Schmerzen und sogar Krebs nachgesagt. Unter anderem enthält der Pilz den Inhaltsstoff Active Hexose Correlated Compound (AHCC), der regenerierende und antivirale Wirkungen haben soll. Demnach soll AHCC gegen HP-Viren ankämpfen .
In Deutschland haben die Shiitake-Pilze keinen Stellenwert in der Krebstherapie[6], da es aktuell keine aussagekräftigen Studien über die Wirksamkeit von AHCC gibt. Außerdem warnt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) vor möglichen Hautausschlägen beim (übermäßigen) Verzehr dieser Pilze. Betroffen sind hier allerdings nur wenige Menschen, die besonders empfindlich auf den natürlichen Inhaltsstoff Polysaccharid Lentinan reagieren[7].
Ob krank oder gesund – wir sind, was wir essen. Deshalb sind eine ausgewogene Ernährung und ein gesunder Lebensstil die Grundlage für gute Lebensqualität.
Fragen Sie die Ärztin oder den Arzt Ihres Vertrauens
Literatur:
[1] Mangelernährung – Was ist das? In: Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin e.V. Online verfügbar: https://www.dgem.de/definition-mangelern%C3%A4hrung
[2] ERNÄHRUNG BEI KREBS: Was ist wichtig? In: Krebsinformationsdienst, Deutsches Krebsforschungszentrum, 15. Januar 2020. Online verfügbar: https://www.krebsinformationsdienst.de/service/iblatt/iblatt-ernaehrung-bei-krebs.pdf
[3] Klinische Ernährung in der Onkologie. In: S3-Leitline der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin e.V. (DGEM) in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie e. V. (DGHO), der Arbeitsgemeinschaft „Supportive Maßnahmen in der Onkologie, Rehabilitation und Sozialmedizin“ der Deutschen Krebsgesellschaft (ASORS) und der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für klinische Ernährung (AKE). Oktober 2015. Online verfügbar: https://www.dgem.de/sites/default/files/PDFs/Leitlinien/S3-Leitlinien/073-006l_S3_Klin_Ern%C3%A4hrung_in_der_Onkologie_2015-10.pdf
[4] Ernährung und Krebs. In: Krebsinformationsdienst, Deutsches Krebsforschungszentrum, 2020. Online verfügbar: https://www.dkfz.de/de/nationale-krebspraeventionswoche/ernaehrung-und-krebs.html
[5] Gebärmutterhalskrebs: Leben mit und nach der Erkrankung. In: Krebsinformationsdienst, Deutsches Krebsforschungszentrum, 9. November 2016. Online verfügbar: https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/gebaermutterhalskrebs/leben.php
[6] Shiitake: Harmloser “Heilpilz”? In: Krebsinformationsdienst, Deutsches Krebsforschungszentrum, 20. Oktober 2016. Online verfügbar: https://www.krebsinformationsdienst.de/aktuelles/2016/news78-shiitake-pilze.php
[7] Gesundheitliches Risiko von Shiitake-Pilzen. In: Bundesinstitut für Risikobewertung, 34. Juni 2004. Online verfügbar: https://www.bfr.bund.de/cm/343/gesundheitliches_risiko_von_shiitake_pilzen.pdf
Titelbild: www.pixabay.com