WHO empfiehlt einmalige HPV-Impfung (xrender/Shutterstock.com)

Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt die einmalige HPV-Impfung von Mädchen und Frauen bis 21 Jahre anstelle der bisherigen zweimaligen Impfung. Die WHO möchte damit die Impfquote im Kampf gegen Gebärmutterhalskrebs erhöhen. Grundsätzlich begrüßen wir dieses Vorhaben, doch haben wir auch Bedenken bei der neuen Empfehlung[1].

Fakt ist, Gebärmutterhalskrebs wird durch Humane Papillomaviren (HPV) verursacht. Zwar entwickelt sich nicht aus jeder HPV-Infektion Gebärmutterhalskrebs, doch gibt es bestimmte HPV-Hochrisiko-Typen. Sie begünstigen die bösartigen Veränderung der Zellen. Gegen einige dieser HPV-Hochrisiko-Typen gibt es eine wirksame Impfung. Aktuell empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) zwei Dosen für Mädchen und Jungen im Alter von 9-14 Jahren für einen ausreichenden Impfschutz. Wer älter als 17 Jahre alt ist, sollte sich sogar dreimal impfen lassen. HPV ist sexuell übertragbar. Kondome bieten keinen ausreichenden Schutz, da die Viren im gesamten Intim- und Analbereich vorkommen. Aus diesem Grund ist eine Immunisierung noch vor der ersten sexuellen Erfahrung sinnvoll.

HPV verursacht Krebs bei Männern und Frauen

Fakt ist auch: Gebärmutterhalskrebs ist nicht die einzige Krebserkrankung, die durch HPV ausgelöst werden kann. Neben Gebärmutterhalskrebs sowie Krebs an Vulva und Vagina, kann eine HPV-Infektion auch beispielsweise zu bösartigen Zellveränderungen im Mund- und Rachenbereich, am Anus und auch am Penis führen. Zudem entstehen Feigwarzen im Intimbereich ebenfalls durch Humane Papillomaviren. Diese sind zwar harmlos, aber sehr unangenehm. Männer können nicht nur HPV übertragen, sondern auch selbst eine HPV-bedingte Krebserkrankung erleiden. Allein in Deutschland betrifft dies etwa 1 600 Männer im Jahr.[2] Die HPV-Impfung schützt auch vor diesen Krebserkrankungen.

Die HPV-Impfung: für Mädchen und Jungen sinnvoll

Da HPV Krebs bei Männern und Frauen verursachen kann, ist es verwunderlich, dass die WHO bei ihrer Empfehlung den Fokus auf Gebärmutterhalskrebs legt – also auf Frauen. Zumal es auch im Kampf gegen Gebärmutterhalskrebs sinnvoll ist, Jungen bei der Impfung mit ins Boot zu holen. Schließlich können diese ihre Partner:innen als Überträger mit einer HPV-Infektion anstecken. Seit 2018 empfiehlt die Ständige Impfkommission in Deutschland die Impfung gegen Humane Papillomaviren auch für Jungen ab neun Jahre.

Dr. Cornelia Hösemann (Mitglied der sächsischen Impfkommission) vertritt in einem MDR Interview[3] eine ganz ähnliche Sichtweise. In ihren Augen ist die Empfehlung der WHO ein Rückschritt, denn ihrer Meinung nach sollten alle Geschlechter ab einem Alter von neun Jahren zur Impfung gehen. Sie wünscht sich eine Impfquote von 80-90 Prozent, um einen Kollektivschutz zu erreichen. Laut einer Erhebung des Robert-Koch-Instituts lag die Impfquote 2015 gerade einmal bei rund 45 Prozent[4] bei den 17-Jährigen. Also der Altersgruppe, bei der optimalerweise die Immunisierung bereits abgeschlossen sein sollte. 

HPV-Impfung erleichtern – für alle

Die WHO stützt sich auf Daten, die belegen, dass eine einmalige Impfung gegen HPV einen vollen Impfschutz gewährleistet. Eine einmalige Impfung bedeute weniger Kosten, weniger Ressourcen, außerdem sei die Verabreichung der Impfung einfacher.[5] Somit wäre der Zugang zur HPV-Impfung niedrigschwelliger.

Die Empfehlung der WHO ist erstmal nur eine Empfehlung. Diese muss erst durch die STIKO geprüft werden, bevor diese für Deutschland selbst eine Empfehlung herausgibt. Dieser Prozess kann Jahre dauern. Kann die Impfquote durch ein vereinfachtes HPV-Impfschema erhöht werden, ist das zu begrüßen, jedoch sollten dann alle Geschlechter mit einbezogen werden.

 

Quellen:

[1] WHO

[2] Robert-Koch-Institut (RKI)

[3] MDR

[4] Robert-Koch-Institut (RKI)

[5] WHO

 

EUROGIN2022-oncgnostics

Die EUROGIN 2022 ist DIE Veranstaltung für unsere derzeitigen Anwendungsbereiche und die meisten Expert:innen waren in Düsseldorf. So auch wir! Mit vier Vorträgen beteiligte sich oncgnostics am wissenschaftlichen Diskurs auf dem International multidisciplinary HPV Congress.

Der internationale HPV-Kongress war für uns wieder eine tolle Gelegenheit neue Kontakte zu knüpfen, bestehende Partnerschaften zu pflegen und Ideen über mögliche neue Kooperationen auszutauschen.

Oncgnostics beteiligt sich am wissenschaftlichen Diskurs

Vier Vorträge reichte oncgnostics im Vorfeld der EUROGIN 2022 ein und alle vier wurden angenommen. Unser Team freute sich darauf, nach der langen Zeit mit ausschließlich digitalen Veranstaltungen endlich wieder direktes Feedback erfahren zu dürfen und sich mit internationalen Kolleg:innen austauschen zu können:

Dr. Alfred Hansel, Geschäftsführer:

„Nach zwei langen Jahren sind wir wieder präsent, treffen Konkurrenz, Kooperationspartner, Kliniker und Wissenschaftler. Wir präsentieren unsere Daten, diskutieren sie an unserem Stand mit allen Interessierten, führen auch wieder Gespräche mit Zufallsbegegnungen.‘

Dr. Martina Schmitz, Geschäftsführerin:

„Ich hatte den Eindruck, dass einfach alle Teilnehmer wieder froh waren, sich nach zwei Jahren Pandemie wieder live über die neuesten Studien und Ergebnisse austauschen zu können. Die Präsentation zu unserer Studie GynTect-PRO hatte eine gute Resonanz.“

Anna-Bawany Hums, Molekularbiologin:

„Die EUROGIN in Düsseldorf hat sich schon jetzt gelohnt, da sie für mich die erste Präsenzveranstaltung nach zwei Jahren ist. Es macht Spaß, wieder direkt mit interessierten Menschen am Messestand in Kontakt zu kommen, bestehende Kooperationspartner zu treffen und sich über neue Projekte auszutauschen.“

Carolin Hoyer, Biotechnologin:

„Die EUROGIN war meine erste große Konferenz und ich hatte dort die Möglichkeit meine Masterarbeit vorzustellen, interessante Vorträge zu hören und freundliche Kontakte zu knüpfen.“

Beiträge der oncgnostics GmbH auf der EUROGIN 2022

Wer nicht vor Ort war oder die Inhalte gerne nachlesen möchte, kann sich die jeweiligen Kurzzusammenfassungen der Vorträge herunterladen:

Vor 10 Jahren startete ein kleines, sehr motiviertes Team, um die Gebärmutterhalskrebsvorsorge zu verbessern. Seitdem wächst die oncgnostics GmbH und mit ihr auch die Anzahl ihrer Mitarbeiterinnen. Anlässlich des Jubiläums ist es Zeit, die Erfahrungen der Mitarbeiterinnen des Biotechunternehmens zu teilen.

10 Jahre oncgnostics – Mitarbeiterin von Anfang an dabei

Produktionsleiterin Dr. Juliane Hippe ist von Anfang an dabei. Bereits als Studentin stieß sie zur Arbeitsgruppe Gynäkologische Molekularbiologie der Klinik für Frauenheilkunde des Universitätsklinikums Jena hinzu. Als die oncgnostics GmbH aus der Arbeitsgruppe heraus entstand, durfte sich die Biologin über ihren ersten Arbeitsvertrag freuen. Außerdem promovierte Dr. Juliane Hippe dank eines Stipendiums bei dem Start Up: „Ich konnte mich bei der oncgnostics GmbH stetig weiterentwickeln. Inzwischen bin ich Produktionsleiterin, aber auch in den Feldern Entwicklung sowie Qualitätsmanagement aktiv.“

Entwicklungsmöglichkeiten bei der oncgnostics GmbH

Oncgnostics lässt ihren Mitarbeiterinnen Raum, sich zu entwickeln. Auch Dr. Carolin Dippmann konnte durch ihre Promotion bei der oncgnostics GmbH, die ein Stipendium ermöglichte, überzeugen. Heute gilt die Pharma-Biotechnologin als festes Teammitglied. Nun begleitet sie selbst Studierende bei ihren Abschlussarbeiten und ist für die Implementierung neuer Methoden im Labor verantwortlich. „Meine größte Motivation ist das Team, die Individualität jedes Einzelnen und wie es sich zu einem Großen und Ganzen perfekt zusammenfügt. Zudem motiviert mich das Gefühl, mit unserer Arbeit einen wichtigen Beitrag im Bereich der Krebsdiagnostik zu leisten“, fasst Dr. Carolin Dippmann den Antrieb für ihre tägliche Arbeit zusammen. Entsprechend gehört sie dem Bereich Forschung und Entwicklung an.

Ebenso absolvierte Kristin Knoll ihre Abschlussarbeit bei oncgnostics: „Von der Masterstudentin zur Applikationsspezialistin und Leiterin des Kundenmanagements – ich habe in meinen fast neun Jahren sehr viel Erfahrung sammeln können. Wenn ich zu den Anfängen zurückschaue, freue ich mich, an der Produktentwicklung und auch am Wachstum der gesamten Firma beteiligt gewesen zu sein. Konstruktive Kritik und Verbesserungsvorschläge sind hier erwünscht – damit formen wir gemeinsam die Firma,“ beschreibt die Pharma-Biotechnologin ihren Werdegang bei der oncgnostics GmbH.

oncgnostics Mitarbeiterinnen zeigen Initiative

Durch Initiative entwickeln sich die Mitarbeiterinnen der oncgnostics GmbH nicht nur weiter, durch diese sind die meisten überhaupt erst zum Team dazugestoßen. Wie beispielsweise Dr. Anne Hennig, die sich initiativ bewarb: „Die Rolle der Projektmanagerin sowie die Leitung eines Forschungsprojekts wurde mir nach kurzer Zeit zugesprochen.“ Ihre Motivation zieht sie aus der „Tatsache, dass man mit seiner täglichen Arbeit etwas bewirken kann.“

Auch die Masterstudentin Carolin Hoyer hatte mit ihrer Initiativbewerbung Erfolg. Für sie ist es wichtig, „das Studium mit praktischer Erfahrung und einem spannenden Projekt abzuschließen.“ Diese Kriterien konnte die oncgnostics GmbH erfüllen.

Ein abwechslungsreicher Arbeitsplatz

Das Biotechunternehmen bietet seinen Mitarbeiterinnen einen abwechslungsreichen Arbeitsplatz. Das weiß Anna Bawany Hums, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, zu schätzen: „Auch als Schreibtischtäterin schlüpfe ich hin und wieder noch in den Laborkittel. Hier gibt es keine starren Strukturen. Außerdem ist die Arbeitsatmosphäre durch Wertschätzung geprägt.“ Das sieht die technische Assistentin Kristina Wunsch genauso: „Das Zwischenmenschliche wird hier großgeschrieben. Es herrscht ein rücksichtsvolles Miteinander.“

Den Schreibtisch hinter sich lassen konnte unter anderem Kristin Knoll einige Male. Als Applikationsspezialistin durfte sie schon in Länder wie Portugal, Dänemark, Schweden oder Aserbaidschan reisen. „Wenn die Zeit es erlaubt, ist es besonders schön, ein paar kulturelle Eindrücke von mir unbekannten Kulturen zu erhaschen“, erzählt sie. Außerdem präsentieren die Mitarbeiterinnen regelmäßig den aktuellen Stand ihrer Forschung auf unterschiedlichen nationalen sowie internationalen Kongressen.

 

 

Oncgnostics ausgezeichnet: Deutschlands innovativste Unternehmen

Das Wirtschaftsmagazin Capital kürte zum dritten Mal Deutschlands innovativste Unternehmen. Die oncgnostics GmbH schaffte es mit in die Auswahl. Besonders punkten konnte das Biotechunternehmen im Bewertungskriterium Innovationsbereiche.

Zum dritten Mal ermittelte Capital gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut Statista Deutschlands innovativste Unternehmen. Dazu holten sie sich rund 3600 Innovationsfachleute mit ins Boot. Diese empfahlen in einem ersten Schritt Unternehmen und gaben ihre Einschätzung ab. Zusätzlich konnten die Experten ihre Liste aus 40 Innovationswettbewerben der letzten drei Jahre ergänzen. Die Experteneinschätzung umfasste die Bereiche: „Produkte und Dienstleistungen“, „Prozesse“ sowie „Kultur- und Sozialinnovationen“. Anschließend wurden 9 kategorisierte Empfehlungsgründe bewertet. „Liefert regelmäßig innovative Produkte“ oder „hat innovationsfördernde Geschäftsprozesse installiert“ sind Beispiele für Empfehlungsgründe. Die Teilergebnisse wurden schließlich in ein 5-Sterne-Schema übertragen. Insgesamt nahmen die Experten 2061 Unternehmen aus 20 unterschiedlichen Branchen unter die Lupe. 470 Firmen konnten sich über eine Bewertung von vier oder fünf Sternen freuen.

Deutschlands innovativste Unternehmen: oncgnostics holt vier Sterne

Fünf Sterne holte oncgnostics im Innovationsbereich und kommt auf eine stolze Gesamtbewertung von vier Sternen in der Branche „Chemie, Pharma & Biotechnologie“. Außerdem wurde das Biotechnologieunternehmen als ein Unternehmen mit technologisch besonders relevantem Patentportfolio gekennzeichnet.

Liste der innovativsten Unternehmen

Die Ergebnisse des Rankings lassen sich online auf Capital.de einsehen. Wir sind unter der 3. Katergorie „Chemie, Pharma & Biotechnologie“ als eines von 8 der innovativsten Unternehmen mit < 250 Mitarbeitern gelistet. Alles über unser innovatives Produkt GynTect®, dem Test auf Gebärmutterhalskrebs, ist auf www.gyntect.com nachzulesen. Auf www.oncgnostics.com  können Sie sich außerdem über unsere Forschungsprojekte und Pipelineprodukte informieren.

 

 

Titelbild: Shutterstock.com/BB DESIGN STOCK

 

Dr. Carolin Dippmann und Daria Meyer aus unserem Forschungs- und Entwicklungsteam arbeiten u. a. mit der Methode des „Third Generation Sequencing“. Mithilfe dieser Technologie untersuchen sie DNA (Desoxyribonukleinsäure) aus Tumoren sehr viel genauer, als bisher möglich war.

Die Methode ist ein enormer Fortschritt: Die epigenetischen Veränderungen der DNA verraten uns, wenn sich gesunde Zellen zu Krebs entwickeln. Und mit „Third Generation Sequencing“ können wir diese direkt erkennen.

Unser Ziel bei oncgnostics ist es, solche epigenetischen Marker aufzuspüren. Vor allem bei der Früherkennung von Kopf-Hals-Tumoren steckt die Entwicklung noch in den Anfängen. In verschiedenen Forschungsprojekten, u. a. der OroCa-Graz-Studie, arbeiten wir zusammen mit Klinikern an einem einheitlichen Screening, um die dazugehörigen Krankheiten früher und zuverlässiger als bisher zu erkennen.

Inwieweit dabei das Third Generation Sequencing zum Einsatz kommt und was sich genau dahinter verbirgt, erklären die beiden Wissenschaftlerinnen im Folgenden.

Wie funktioniert das Third Generation Sequencing?

Teil unserer täglichen Arbeit ist es, DNA-Fragmente auf epigenetische Veränderungen, speziell auf DNA Methylierung, zu untersuchen. DNA Methylierungen an bestimmten Basenabfolgen weisen darauf hin, dass sich die betreffende Zelle verändert hat.

Das Third Generation Sequencing ist eine Methode, mit der diese Analysen schneller und effektiver funktionieren. Zudem liefert die Methode die Informationen zur DNA Sequenz in sehr hoher Auflösung: Es werden nämlich einzelne DNA-Moleküle analysiert. Die biologische DNA wird in eine digitale Version übertragen und am Computer auswertbar. Dabei kann auch die DNA Methylierung, die bei der Krebsentstehung auftritt, direkt analysiert werden. Und diese interessiert uns ganz speziell.

Veranschaulicht ist der Prozess in einem Video von „Oxford Nanopore Technologies“ auf YouTube.

Wie unterscheidet sich die Methode von früheren Verfahren?

Mit bisherigen Sequencing Verfahren konnten wir nur die Basenreihenfolge von kurzen DNA-Fragmenten bestimmen (durchschnittlich 300 DNA-Basen). Zudem musste die zu untersuchende DNA im Vorfeld mehrfach kopiert werden, sehr ähnlich der hier erklärten, sogenannten PCR Methode. Außerdem musste die DNA chemisch behandelt werden, um die DNA Methylierung zu erkennen.

Die Third Generation Sequencing Methode vereinfacht diesen Prozess:

  • Wir können DNA-Moleküle von bis zu mehreren Millionen DNA-Basen Länge direkt auswerten.
  • Dafür sind keine Kopien notwendig. Vielmehr werten wir die einzelnen DNA-Sequenzen direkt aus.
  • Entsprechend steigt die Geschwindigkeit, mit der wir die Sequenzen untersuchen: Mittlerweile erheben wir die Daten in Echtzeit.

Welche Art von Daten fällt dabei an?

Im Endeffekt erfasst die Third Generation Sequencing Methode die Änderungen einer Stromstärke und hält diese digital fest. Das funktioniert so: Die zu untersuchende DNA wird auf eine Oberfläche gegeben, die unter einer bestimmten Stromspannung steht. In diese Oberfläche sind winzige Poren aus Proteinen eingebettet. Während der Analyse wandert die DNA in der immergleichen Richtung durch diese sogenannten Nanoporen. Deshalb heißt die Methode auch „Oxford Nanopore Technologie“ (ONT).

Wenn die DNA durch eine Pore wandert, ändert sich die Stromstärke auf der Oberfläche. Das liegt an der räumlichen Anordnung und den chemischen Eigenschaften der DNA-Abschnitte. Sensoren messen diese Änderungen an jeder einzelnen Pore und übermitteln sie an den jeweils angeschlossenen Computer. Anschließend übersetzt ein Algorithmus die Informationen in die Basenabfolge der DNA. Aus dieser lesen wir Auffälligkeiten ab.

Gibt es weitere Vor- oder Nachteile?

Da die Methode noch sehr neu ist, weist sie eine recht hohe Fehlerrate auf. Aktuell erkennt sie nur 95 Prozent aller Abfolgen fehlerfrei. Bei älteren Verfahren sind es 99,9 Prozent. Stetige Entwicklungen verbessern dies mit der Zeit. Dazu gehört auch die Arbeit von Daria Meyer. Sie ist Bioinformatikerin und verbessert im Rahmen ihrer Promotion speziell die Algorithmen, die für die Analyse der epigenetischen Veränderungen wesentlich sind. Zudem optimieren wir stetig die Prozessabläufe bei der Vorbereitung der diagnostischen Proben.

Tatsächlich überwiegen die Vorteile. Das liegt u. a. daran, dass das Analysegerät kaum größer als ein USB-Stick und damit super handlich ist. Von der Arktis bis in die Wüste kann theoretisch überall sequenziert werden.

Was bringt uns das Third Generation Sequencing zukünftig?

Mithilfe der ONT-Sequenzierung wurden bereits große Wissenslücken hinsichtlich des menschlichen Genoms, also der Gesamtheit der DNA eines Menschen, geschlossen. Hierzu erwarten wir weitere Entwicklungen. Und wir leisten gerne unseren Beitrag zur Verbesserung der Technologie.

Der größte Vorteil für uns ist die direkte Lesbarkeit der epigenetischen Veränderungen, also der DNA Methylierung. Wir können diese direkt bei uns im Hause analysieren.

Die Methode setzt sich in immer mehr Anwendungsbereichen durch. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Erstausstattung für den Start von Sequenzier-Projekten sehr günstig ist. Sequenzierungen dieser Qualität sind damit sehr viel erschwinglicher. So können auch kleine Unternehmen wie wir mit der Technologie forschen.

Fragen Sie den Arzt oder die Ärztin Ihres Vertrauens

Die hier dargestellten Inhalte dienen ausschließlich der neutralen Information und allgemeinen Weiterbildung. Sie stellen keine Empfehlung oder Bewerbung der beschriebenen oder erwähnten diagnostischen Methoden, Behandlungen oder Arzneimittel dar. Der Text erhebt weder einen Anspruch auf Vollständigkeit noch garantiert er die Aktualität, Richtigkeit und Ausgewogenheit der dargebotenen Informationen. Er ersetzt keinesfalls die fachliche Beratung durch einen Arzt und darf nicht als Grundlage zur eigenständigen Diagnose und Beginn, Änderung oder Beendigung einer Behandlung von Krankheiten verwendet werden. Konsultieren Sie bei gesundheitlichen Fragen oder Beschwerden immer den Arzt oder die Ärztin Ihres Vertrauens!


© Foto: Studio Beetz

Eindrücke vom Jahr 2021 bei der oncgnostics GmbH

Wir blicken zurück auf die Meilensteine des vergangenen Jahres und nach vorn auf kommende Projekte.

Im Mai zogen wir mit der gesamten Firma innerhalb Jenas um und gewannen so Platz für weitere Büroarbeitsplätze sowie eine bessere Aufteilung der Labore. Vor kurzem wuchs unser Team um eine Kollegin an, sodass wir nun 18 Personen sind.

Hintergrund war unter anderem die Vertriebspartnerschaft mit EUROIMMUN. Mit unserem neuen Kooperationspartner führen wir GynTect zunächst in Portugal, Italien, Türkei, Polen und Kanada ein, weitere Märkte stehen zur Diskussion. Unser spanischer Partner NIMGenetics baut derweil den Vertrieb in Brasilien und Mexiko aus. Auf dem Bild ist das Team auf einer Messe in Brasilien zu sehen.

Unsere Produktions- und QM-Abteilung ist bestens auf die wachsende internationale Nachfrage eingestellt.

Studien zur Diagnostik von Kopf-Hals-Tumoren und Gebärmutterhalskrebs

Gemeinsam mit der klinischen Abteilung für allgemeine HNO der Medizinischen Universität Graz forschen wir seit April im Rahmen der Studie „OroCa-Graz“ daran, Kopf-Hals-Tumoren besser und schneller zu diagnostizieren.

Zudem werteten wir weitere Ergebnisse der GynTect Pro Studie aus. Die dreijährige Verlaufsstudie schloss 60 junge Patientinnen ein, bei denen der GynTect-Test nach einem auffälligen gynäkologischen Befund negativ war.

Die Studie soll zeigen, dass sie trotz der Gewebeveränderungen am Muttermund keinen Gebärmutterhalskrebs entwickeln, sondern die Zellveränderungen von allein ausheilen. Zurzeit betrachten wir einzelne Verläufe genauer und bereiten die Veröffentlichung der Studie vor.

Fortsetzung der Studie zu Selbstentnahme: Vorsorge vereinfachen

Nach der erfolgreichen Pilotstudie zur Gebärmutterhalskrebsvorsorge mithilfe von Proben, die Patientinnen selbst nehmen, wird diese in einem größeren Rahmen weitergeführt. Die Medizinische Hochschule Hannover kontaktiert 20.000 zufällig ausgewählte Frauen aus der Region Hannover.

Sie erhalten eine von drei möglichen Varianten, eine Probe zu nehmen: eine Art Becher zum Urin-Sammeln oder eines von zwei möglichen Selbstabstrich-Sets. Bei allen HPV-positiv getesteten Frauen prüfen wir mithilfe von GynTect, ob die selbst entnommene Probe darauf hinweist, dass Gebärmutterhalskrebs entstehen könnte. Alle HPV-positiven Frauen werden zudem in die Klinik einbestellt. Ziel ist, die Vorsorgeuntersuchungen damit zukünftig noch niedrigschwelliger zu gestalten.

Teilnahme an Konferenzen

Für 2022 hoffen wir, wieder vermehrt an verschiedenen Konferenzen teilnehmen zu können. Wir planen, der EUROGIN in Düsseldorf sowie dem Deutschen Krebskongress in Berlin beizuwohnen. Dabei hoffen wir, uns zum Beispiel auf der MEDICA wieder persönlich mit den Vertreterinnen und Vertretern der Branche austauschen zu können.

Dr. Martina Schmitz zu Gast in der Talkshow "Das halbvolle Glas" von Myriam von M im Gespräch u.a. über den Pap-Test

50 Jahre nachdem der Pap-Test in Deutschland systematisch in die Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs eingebunden wurde, betrifft die Krebserkrankung noch immer zu viele Frauen. Allein in Deutschland erkranken jährlich etwa 4.000 Personen. Zu ihnen gehört die Krebsaktivistin und Influencerin Myriam von M. Sie widmete sich der Krankheit ausführlich in der letzten Ausgabe ihrer Talkshow „Das halbvolle Glas“. Unsere Geschäftsführerin Dr. Martina Schmitz war als Gast dabei.

 

Video auf Facebook ( ab 44:20 Minuten startet der Talk):

Krebsvorsorge ist Thema von ungebrochener Relevanz

 „Mich sprechen viele Frauen an, die in der Gebärmutterhalskrebsvorsorge einen Pap3D1 Wert erhalten haben. Das ist so die erste Stufe, auf der man das beobachten sollte“, erzählt Myriam von M in ihrer Talkshow. Sie steht Krebspatientinnen und -patienten bereits seit 2014 mit ihrer Vorsorge- und Aufklärungskampagne FUCK CANCER zur Seite. Sie führt aus: „Die Betroffenen wissen nicht, ob sich die festgestellten Zellveränderungen zu Krebs entwickeln oder wieder ausheilen. Und ihre Ärzte sagen zunächst nur, dass sie in einem halben Jahr wiederkommen sollen. Das ist ganz schöner Psychoterror und müsste so auch gar nicht sein. Auch heute schauen uns sicher einige Frauen mit einem auffälligem Pap-Wert zu, die nicht genau wissen, was das bedeutet.“

Wir erklären, was dahintersteckt:

Pap-Test: Frauenarzt gibt Auskunft zu Auffälligkeiten

Frauen in Deutschland haben einen jährlichen Anspruch auf einen Pap-Test. Kosten entstehen Ihnen dabei keine. Für den Test werden mit einem Pap-Abstrich Zellen von Muttermund und Gebärmutterhals entnommen und später im Labor auf Zellveränderungen untersucht, die auf eine Krebserkrankung hindeuten. Insgesamt werden rund 16,5 Millionen Pap-Tests pro Jahr in Deutschland vorgenommen1.

Die Ergebnisse werden in fünf Gruppen eingeteilt: Von Pap 1 (unauffällig) über Pap3D1 (leichte Zellveränderung beim Abstrich) bis Pap 5 (Verdacht auf Gebärmutterhalskrebs). Ist ein Pap-Test positiv, also der Gruppe 3 bis 5 zuzuordnen, informiert die gynäkologische Praxis die Patientin darüber.

Zu den möglichen Anschlussuntersuchungen gehört dann u. a. ein Test auf Humane Papillomviren (HPV), da diese Viren hauptsächlich für Gebärmutterhalskrebserkrankungen verantwortlich sind. Bei Frauen ab 35 wird der HPV-Test standardmäßig gemeinsam mit dem Pap-Test angewandt. Das liegt daran, dass der HPV-Test bei jüngeren Frauen viel zu häufig positiv wäre und entsprechend abgeklärt werden müsste. Immerhin infiziert sich fast jeder von uns einmal im Leben mit dem Virus. Die meisten Infektionen werden nicht bemerkt und heilen von allein wieder aus. Gebärmutterhalskrebs selbst entsteht über Jahre hinweg und tritt in der Regel erst in einem höheren Alter auf. Wenn auch der HPV-Test positiv ausfällt, kann GynTect abklären, ob eine Krebserkrankung vorliegt.

Wir von der oncgnostics GmbH forschen und entwickeln Krebstests auf molekularbiologischer Basis. Eines unserer Produkte ist GynTect, ein Test auf Gebärmutterhalskrebs. Er ist in der Lage, Gebärmutterhalskrebs bereits in seinen Vorstufen zu erkennen. Für seine Durchführung ist ein gynäkologischer Abstrich beim Frauenarzt ausreichend.

Entwicklung der Gebärmutterhalskrebsvorsorge in den letzten 50 Jahren

Bereits 1928 entwickelte der Pathologe George Nicholas Papanicolaou den Test und gab ihm seinen Namen. Seit 1971 werden Pap-Tests standardmäßig in der Gebärmutterhalskrebsfrüherkennung in Deutschland eingesetzt.

Elf Jahre später, im Jahr 1982, entdeckte Professor Harald zur Hausen den Zusammenhang von HPV und Gebärmutterhalskrebs. Innerhalb der nächsten Jahre schuf er die Grundlagen für den HPV-Impfstoff. Dabei wurde er von unserem wissenschaftlichen Kooperationspartner Professor Dr. Matthias Dürst unterstützt.

„Die Einführung des Pap-Tests und die Erkenntnis, dass HPV die Ursache für Gebärmutterhalskrebs darstellt, haben die Wissenschaft und die Krebsfrüherkennung maßgeblich vorangebracht. So wurde 2020 die Kombinationsuntersuchung (Ko-Test) aus Pap-Test und HPV-Test für Frauen ab 35 Jahren eingeführt. Diese Neuerung erhöht die Zuverlässigkeit der Früherkennung. Allerdings ist zu bemängeln, dass es oft viele Jahre dauert, bis neue wissenschaftliche Erkenntnisse in der täglichen Praxis Einzug finden. Das ist leider auch bei weiteren innovativen Ansätzen auf diesem Gebiet zu befürchten“, so Prof. Matthias Dürst.

Die Impfung führt bis heute zu großen Erfolgen. Erst kürzlich zeigte eine Studie, dass die Fälle von Gebärmutterhalskrebs in England seit der Einführung der Impfung im Jahr 2008 um bis zu 87 Prozent sanken2.

Pap-Test ist Gewinn für Frauengesundheit, aber Optimierungsbedarf bleibt

Dr. Martina Schmitz sagte dazu in der Runde bei Myriam von M: „In Deutschland geht es heute nicht nur darum, Krebserkrankungen zu verhindern. Vielmehr wollen wir die Krebsvorsorge verbessern. Das zeigt sich eindrücklich an den Zahlen: Knapp 4.000 Personen erkranken jährlich an Gebärmutterhalskrebs, wohingegen 400.000 jährlich einen auffälligen Befund erhalten und mit entsprechenden Unsicherheiten konfrontiert sind. Mit GynTect versuchen wir, diese Lücke ein Stück weit zu schließen.“

Letztendlich zeigt sich, dass die Einführung des Pap-Tests in den frühen 70er Jahren ein großer Gewinn für alle Frauen war. Denn er hat substanziell dazu beigetragen, dass invasive Krebsfälle am Gebärmutterhals zurückgingen. Hierzulande sterben jährlich etwa 1.660 Frauen an Gebärmutterhalskrebs, vor gut 30 Jahren war die Zahl noch mehr als doppelt so hoch3. Dennoch besteht dringend Optimierungsbedarf in der Vorsorge. Zum einen treten immer noch Krebsfälle auf und zum anderen geraten sehr viele Frauen in eine Abklärungsschleife und entsprechend psychischen Stress, die nicht ernsthaft erkrankt sind.

Fragen Sie den Arzt oder die Ärztin Ihres Vertrauens

Die hier dargestellten Inhalte dienen ausschließlich der neutralen Information und allgemeinen Weiterbildung. Sie stellen keine Empfehlung oder Bewerbung der beschriebenen oder erwähnten diagnostischen Methoden, Behandlungen oder Arzneimittel dar. Der Text erhebt weder einen Anspruch auf Vollständigkeit noch garantiert er die Aktualität, Richtigkeit und Ausgewogenheit der dargebotenen Informationen. Er ersetzt keinesfalls die fachliche Beratung durch einen Arzt und darf nicht als Grundlage zur eigenständigen Diagnose und Beginn, Änderung oder Beendigung einer Behandlung von Krankheiten verwendet werden. Konsultieren Sie bei gesundheitlichen Fragen oder Beschwerden immer den Arzt oder die Ärztin Ihres Vertrauens!

 

Quellen

[1] Petry et al, 2007, EJGO

[2] Deutsche Krebsgesellschaft (2021): Rückgang von Gebärmutterhalskrebs durch HPV-Impfung. Online: www.krebsgesellschaft.de

[3] Zentrum für Krebsregisterdaten (2017): Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom). Online:  www.krebsdaten.de

 

Das Humane Immundefizienz-Virus (HIV) greift das Immunsystem an. Das bedeutet, dass infizierte Personen Krankheitserreger schlechter abwehren können. Dadurch steigt auch das Risiko für Betroffene, an Krebs zu erkranken. Damit HIV und Krebs nicht zusammenkommen, sollten die Betroffenen Krebsvorsorgeuntersuchungen daher regelmäßig wahrnehmen.

Warum steigt das Krebsrisiko für Menschen mit einer HIV-Infektion?

Die wahrscheinlichste Ursache für das gestiegene Krebsrisiko liegt darin, dass die Immunantwort des Körpers beeinflusst ist. Er wird schlechter darin, krebsauslösende Viren abzuwehren. Bei Gebärmutterhalskrebs oder auch Kopf-Hals-Tumoren können das Humane Papillomaviren (HPV) sein.

Die Wissenschaft vermutet zudem, dass die durch HIV ausgelöste, chronische Entzündung dazu beiträgt, dass Tumore entstehen. Weiterhin wird vermutet, dass das HI-Virus in das Wachstumsverhalten von Zellen eingreift. Somit schafft es günstige Voraussetzungen dafür, dass sich Krebs entwickelt.

Wichtig ist daher, die HIV-Infektion zu behandeln und das Immunsystem zu stärken. So kann das Krebsrisiko wieder gesenkt werden. Allerdings sind hierzu noch viele Fragen unbeantwortet.  Sicher ist leider nur, dass auch die moderne HIV-Therapie keinen vollständigen Schutz bietet.

Studie zeigt sechsfach höheres Risiko für Gebärmutterhalskrebs

Laut einer Studie der Technischen Universität München haben HIV-infizierte Frauen ein sechsmal höheres Risiko, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken. Besonders betroffen sind Frauen aus Süd- und Ostafrika. Bei 63,8 Prozent der Frauen in Süd- bzw. 27,4 Prozent der Frauen in Ostafrika, bei denen Gebärmutterhalstumore festgestellt wurden, lagen zudem HIV-Infektionen vor.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sehen daher ein signifikant höheres Risiko für Gebärmutterhalskrebs, wenn eine HIV-Infektion vorliegt. HPV-Impfungen sowie frühzeitige Vorsorgeuntersuchungen in den Ländern südlich der Sahara seien von entsprechend hoher Bedeutung. Bisher sind diese allerdings oft kostenpflichtig und werden von zu wenigen Frauen wahrgenommen.

Doch auch in Deutschland betrifft HIV noch immer viele. Ende 2019 lebten hierzulande rund 90.700 Menschen mit HIV.

HPV-Impfung kann bei HIV im Erwachsenenalter sinnvoll sein

Die HPV-Impfung wirkt vorbeugend gegen einige der krebserregenden HPV-Typen. Da sich diese vor allem sexuell übertragen, empfiehlt die Ständige Impfkommission die Impfung eigentlich vor dem ersten Geschlechtsverkehr.

Trotzdem sollten an HIV erkrankte, ungeimpfte Menschen auch im Erwachsenenalter mit ihren Ärztinnen und Ärzten über die Impfung sprechen. Denn wer bisher nur mit wenigen Personen intim geworden ist, hat sich wahrscheinlich noch nicht mit HPV infiziert. In diesem Fall kann eine nachgeholte Impfung z. B. vor Gebärmutterhalskrebs oder Kopf-Hals-Tumoren schützen.

Dabei gilt es zwei Dinge zu beachten: Zum einen übernimmt nicht jede Krankenkasse die Impfkosten. Zum anderen braucht es eine ausreichende Immunfunktion, damit erfolgreich Antikörper gegen HPV gebildet werden. Bei stark immungeschwächten HIV-Patientinnen und -Patienten sollte dies individuell geprüft werden.

Fragen Sie den Arzt oder die Ärztin Ihres Vertrauens

Die hier dargestellten Inhalte dienen ausschließlich der neutralen Information und allgemeinen Weiterbildung. Sie stellen keine Empfehlung oder Bewerbung der beschriebenen oder erwähnten diagnostischen Methoden, Behandlungen oder Arzneimittel dar. Der Text erhebt weder einen Anspruch auf Vollständigkeit noch garantiert er die Aktualität, Richtigkeit und Ausgewogenheit der dargebotenen Informationen. Er ersetzt keinesfalls die fachliche Beratung durch einen Arzt und darf nicht als Grundlage zur eigenständigen Diagnose und Beginn, Änderung oder Beendigung einer Behandlung von Krankheiten verwendet werden. Konsultieren Sie bei gesundheitlichen Fragen oder Beschwerden immer den Arzt oder die Ärztin Ihres Vertrauens!

 

Quellen

Idw – Informationsdienst Wissenschaft (2020): Sechsfach höheres Risiko: Studie zeigt Zusammenhang zwischen HIV-Infektion und Gebärmutterhalskrebs. www.idw-online.de/de/news760509

Deutsche Krebsgesellschaft (2020): Bei HIV-Infektion: Früherkennungsuntersuchungen für Krebs wahrnehmen. www.krebsgesellschaft.de

Ärztezeitung (2020): Wie HIV-Infektion und Zervixkarzinom zusammenhängen. www.aerztezeitung.de

Deutsches Krebsforschungszentrum (2018): AIDS und HIV: Steigert die Infektion das Krebsrisiko? www.krebsinformationsdienst.de

Deutsche Aidshilfe e.V. (2020): HIV-Statistik in Deutschland und weltweit. www.aidshilfe.de/hiv-statistik-deutschland-weltweit

 

Grafik: Mary Long/shutterstock.com

Deutschlandweit erkranken jährlich etwa 7.300 Frauen an Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom), mehr als 5.000 Betroffene sterben jährlich an den Folgen. Das bedeutet, dass eine von 72 Frauen irgendwann im Leben eine Eierstockkrebs Diagnose erhält. Bei den Betroffenen verändern sich Zellen an einem oder beiden Eierstöcken bösartig und beginnen, unkontrolliert zu wachsen. Da um die Eierstöcke herum viel Platz ist, in dem sich der so entstehende Krebs ausbreiten kann, bemerken viele Frauen die Krankheit erst spät – mit bösen Folgen.

Wer ist betroffen?

Das Risiko für einen Tumor am Eierstock steigt mit zunehmendem Alter. Ab dem 50. Lebensjahr nimmt die Erkrankungsrate kontinuierlich zu. Eierstockkrebs tritt dann gehäuft auf. Im Durchschnitt sind die Betroffenen 69 Jahre alt, wenn sie die Diagnose erhalten. Neben dem höheren Alter gehört auch Übergewicht zu den Eierstockkrebs-Risikofaktoren.

Zudem kann die Krankheit erblich bedingt sein und in einer Familie gehäuft auftreten (sog. familiärer Eierstockkrebs). Besondere Aufmerksamkeit ist daher geboten, wenn Fälle von Eierstock- oder Brustkrebs in der direkten Verwandtschaft bekannt sind.

Zu weiteren Ursachen für Eierstockkrebs können Hormonersatztherapien während der Wechseljahre zählen. Frauen, die sich entsprechend behandeln lassen, erkranken mit einer höheren Wahrscheinlichkeit an Eierstockkrebs. Die Gefahr sinkt jedoch wieder, wenn die Einnahme der Hormone mindestens zehn Jahre zurückliegt.

Frauen, die Kinder geboren haben, erkranken seltener an Eierstockkrebs. Das gilt auch für diejenigen, die im gebärfähigen Alter die Anti-Baby-Pille genommen oder mindestens ein Kind gestillt haben.

Symptome: Eierstockkrebs wird häufig spät bemerkt

Durch ihre Lage im Bauchraum haben Eierstock-Tumoren viel Platz, um unbemerkt zu wachsen. Die Betroffenen haben deshalb in der Regel lange keine Beschwerden.

Verdachtsmomente können diese sein:

  • Blutungen außerhalb der Monatsregel oder nach den Wechseljahren
  • Ein größerer Bauchumfang ohne an Gewicht zuzunehmen
  • Völlegefühl, Blähungen oder Bauchschmerzen sowie ungewohnte Verdauungsbeschwerden, die mit einem verschlechterten Allgemeinzustand einhergehen
  • Häufigeres Wasserlassen als normal

Wenn Ihnen diese Symptome bekannt vorkommen und sie über längere Zeit anhalten, sollten Sie dies von einer Ärztin oder einem Arzt abklären lassen.

Verdacht auf Eierstockkrebs: Untersuchung und Therapie

Wenn ein Verdacht auf einen Tumor an den Eierstöcken besteht, werden diese in einer gynäkologischen Untersuchung abgetastet. Zusätzlich wird oft eine Ultraschalluntersuchung über die Scheide als IGeL-Leistung angeboten. Die Trefferquote hierbei ist kritisch zu betrachten, da Tumoren im Ultraschall nicht von anderen Zysten unterschieden werden können. Wird dennoch ein Tumor im Eierstock entdeckt, entscheidet dessen Stadium über die weitere Behandlung.

Nach der FIGO-Klassifikation (International Federation of Gynecology and Obstetrics) wird Eierstockkrebs in vier Stadien eingeteilt:

  • I: Der Tumor befällt einen oder beide Eierstöcke.
  • II: Der Krebs breitet sich im Beckenraum aus.
  • III: Außerhalb des Beckens finden sich Krebszellen in der Bauchhöhle oder den Lymphknoten.
  • IV: Tumorzellen haben sich in andere Körperregionen außerhalb der Bauchhöhle angesiedelt.

Durch die unklaren Symptome für Eierstockkrebs wird die Krankheit oft erst im Stadium III oder IV erkannt. Wenn möglich, entfernen die behandelnden Ärztinnen und Ärzte das Eierstockkarzinom in einer Operation komplett. Daran schließt fast immer eine Chemotherapie an.

Eierstockkrebs: Heilungschancen in frühem Stadium gut

Wird Eierstockkrebs in einem frühen Stadium erkannt, sind die Heilungschancen relativ gut. Die relativen Überlebensraten nach fünf Jahren liegen bei 89 Prozent im Stadium I bzw. bei 77 Prozent im Stadium II. Je weiter der Tumor fortgeschritten ist, desto schlechter stehen die Chancen auf Heilung. Kommt es trotz Operation und Chemotherapie zu einem Rückfall (Rezidiv), kann die Erkrankung nicht mehr geheilt, sondern nur noch palliativ behandelt werden.

Entsprechend wichtig ist eine gute Nachsorge. An die eigentliche Behandlung schließt eine engmaschige Kontrolle mit regelmäßigen Untersuchungen an. Auch eine psychoonkologische Betreuung oder Rehamaßnahmen können sinnvoll sein.

Forschungsprojekt zur Früherkennung

Derzeit gibt es keine spezielle Vorsorgeuntersuchung zur Früherkennung von Eierstockkrebs. In einer Kooperation mit der Frauenklinik des Universitätsklinikums in Jena forschen wir daran, geeignete Tumormarker bei Eierstockkrebs für eine verbesserte Diagnostik zu finden. Mit diesen soll die Krankheit früher erkannt und die Heilungschancen erhöht werden.

Fragen Sie den Arzt oder die Ärztin Ihres Vertrauens

Die hier dargestellten Inhalte dienen ausschließlich der neutralen Information und allgemeinen Weiterbildung. Sie stellen keine Empfehlung oder Bewerbung der beschriebenen oder erwähnten diagnostischen Methoden, Behandlungen oder Arzneimittel dar. Der Text erhebt weder einen Anspruch auf Vollständigkeit noch garantiert er die Aktualität, Richtigkeit und Ausgewogenheit der dargebotenen Informationen. Er ersetzt keinesfalls die fachliche Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt und ist keine Grundlage zur eigenständigen Diagnose und Beginn, Änderung oder Beendigung einer Behandlung von Krankheiten. Konsultieren Sie bei gesundheitlichen Fragen oder Beschwerden immer den Arzt oder die Ärztin Ihres Vertrauens!

 

Quellen

Deutsches Krebsforschungszentrum (2020): Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom). www.krebsinformationsdienst.de

Deutsche Krebsgesellschaft (2018): Eierstockkrebs: Basis-Infos für Patienten und Angehörige. www.krebsgesellschaft.de

Zentrum für Krebsregisterdaten (2017): Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom). www.krebsdaten.de

Universitätsklinikum Tübingen: Eierstockkrebs – der stille Feind. www.medizin.uni-tuebingen.de/expertentipps

Von heute auf morgen kann die Welt aufgrund einer bitteren Diagnose zusammenbrechen: Krebs. Viele Betroffene wissen nicht, was auf sie zukommt und wie sie am besten mit der Situation umgehen. In Selbsthilfegruppen finden sie einen Ort, an dem sie sich gegenseitig seelisch stützen, Fragen zum Krebs beantwortet bekommen und Tipps sowie Erfahrungen austauschen. Wir haben uns über das Thema mit Dirk Rohde unterhalten, der nach überstandener Krebserkrankung Ende 2016 eine Krebs-Selbsthilfegruppe gründete. Diese trifft sich monatlich im Kölner Dysphagiezentrum.

Du bist nicht allein

In der Selbsthilfegruppe kommen Menschen zusammen, die an Krebs erkrankt sind oder kranke Angehörige haben. Alle Teilnehmenden kommunizieren hier auf Augenhöhe über ein Thema, das alle gemeinsam haben. „Wenn jetzt jemand Kopf-Hals-Mund-Krebs hat, der Probleme mit dem Schlucken, Sprechen oder Aussehen hat, weil Kopf-hals-Mund-Krebs auch entstellt, dann können sich gesunde Menschen das schwer vorstellen, wie belastend das sein kann. Aber jemand, der diese Erkrankung und diese psychischen Ängste auch durchgemacht hat, hat eine andere Empathie für diese Gespräche. Da hören wir einander zu. In der Selbsthilfegruppe spüren die Mitglieder, dass sie ernst genommen werden und nicht alleine sind. Dadurch entsteht ein Wir-Gefühl. Gleiche Interessen, gleiche Probleme. So können die Mitglieder sich stützen und unterstützen“, so Dirk Rohde.

Selbsthilfegruppen aufsuchen

Der Zeitpunkt, wann Betroffene und Angehörige eine Selbsthilfegruppe aufsuchen, variiert in jeder individuellen Situation. Manche wollen zeitnah nach der Diagnose eine Zuflucht finden und sich beraten lassen. Andere möchten nach der Therapie einer Selbsthilfegruppe beitreten, da sie während der Strahlen- und Chemotherapie keine Kraft dafür haben.

Zweiteres war bei Dirk Rohde der Fall: „Ich war damit befasst, die Therapie durchzustehen – ich hätte einfach keine Kraft gehabt. Aber nach Ende der Therapie, als ich Zuhause war, da war dann absolute Stille, keine Arztbesuche mehr, nichts. Und dann fangen die Gedanken an zu wandern. Irgendwann kann man wieder anfangen einkaufen zu gehen, nach ein paar Wochen Auto fahren. Das war die Zeit, in der ich mich persönlich nach einem Austausch sehnte. Ich war seelisch und körperlich stark angeschlagen. Hatte Angst zu sterben und davor, dass der Krebs wiederkommt. Bei jedem Pickel hatte ich den Verdacht, dass das wieder ein maligner Prozess ist, bei jedem Halsschmerz die Frage, ob da wieder etwas Neues gewachsen ist. Da wäre der Austausch mit Menschen, die das hinter sich haben und das überlebt haben, sehr hilfreich gewesen. Ich habe dann im Internet gesucht und eine Gruppe gefunden und bin nach Frankfurt gefahren zu einem persönlichen Treffen. In Köln gab es das nicht, also habe ich hier selbst eine Selbsthilfegruppe gegründet.“

Vortrag und Austausch: Ablauf einer Selbsthilfegruppen-Sitzung

Neben dem emotionalen Austausch und fachlichen Vorträgen gilt es in den Sitzungen vor allem das Gefühl zu vermitteln, dass niemand in dieser Situation allein ist.

In Dirk Rohdes Gruppe variieren die Sitzungen inhaltlich: „Ich lade öfter Ärzte für einen Vortrag ein. Das können HNO-Ärzte, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen oder Komplementär-Mediziner sein. Einmal kam der erste Vorsitzende des Vereins Stark gegen Krebs. Doch meistens treffen wir uns einfach zum Austausch. Hier bekommt jeder die Möglichkeit, von seiner Situation zu erzählen. Daraus ergibt sich meist von allein ein reger Austausch, sodass ich für gewöhnlich nur noch die Position des Moderators einnehme. So werden zwei bis drei Stunden leicht gefüllt. Für eine Sitzung finde ich persönlich 10-15 Personen optimal, damit man zu einer homogenen Gruppe wird und jeder zu Wort kommt.“

Selbsthilfe während Corona

Große Herausforderungen für die Organisation der Selbsthilfegruppen gab es seit Anfang der Pandemie. Die Patientinnen und Patienten konnten seltener teilnehmen, da sie durch die Erkrankung zu einer Risikogruppe gehören und eine (lebensgefährliche) Ansteckungsgefahr fürchteten. Darüber hinaus waren Online-Sitzungen aufgrund des höheren Alters vieler Mitglieder schwer umsetzbar.

Dirk Rohde fasst die schwierige Zeit für die Kölner Selbsthilfegruppe so zusammen: „Für Menschen kurz nach der Therapie, die alleine sind, hat sich die Einsamkeit potenziert innerhalb der Corona-Zeiten. Es gab zudem Fälle, in denen man Operationstermine verschoben hat, um Betten freizuhalten. Der Wunsch, dass wir uns dennoch treffen, wurde an mich herangetragen. Es gab dann eine Ausnahme für Treffen medizinischer Selbsthilfegruppen, sodass wir uns zumindest alle paar Monate sehen konnten.“

Sie sind auf der Suche nach einer Selbsthilfegruppe?

Es gibt deutschlandweit zahlreiche Anlaufstellen für Krebserkrankte. Wenn Sie oder ein Ihnen geliebter Mensch erkrankt sind, dann können Sie beispielsweise folgende Organisationen kontaktieren:

Über Dirk Rohde

Dirk Rohde alias Don ist leidenschaftlicher Polizist und erfolgreicher Krebsblogger. Nach der Behandlung seiner Krebserkrankung begann er auf Facebook und Instagram seine Erlebnisse niederzuschreiben und erreicht mittlerweile ein sehr großes Publikum. Seit 2017 hat er seine Tätigkeit als Motorradpolizist wieder aufgenommen.

In seiner Freizeit widmet er sich mit Leib und Seele mehreren ehrenamtlichen Tätigkeiten: Er ist als Patientenbetreuer aktiv im Kopf-Hals-Mund-Krebs e. V. und bietet regelmäßig Erkrankten und ihren Angehörigen Gespräche zur Verarbeitung an. Zudem hilft er als zertifizierter isPO-Onkolotse Menschen, die erstmalig mit der Krebsdiagnose konfrontiert sind, mit Gesprächen und weiterführenden Hilfsprogrammen. So können die Betroffenen die Erkrankung aus psychosozialer Ebene besser bewältigen. Neben der Leitung der Selbsthilfegruppe Köln macht Dirk Rohde vor allem auch den kleinen Patientinnen und Patienten Mut und lenkt sie vom anstrengenden Klinikalltag ab: Er setzt sich seit mehreren Jahren stark für die Kinderkrebshilfe ein.

Zu seinen aktuellen Projekten gehört u. a. die Wanderausstellung „HPV hat viele Gesichter“, die vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg am 13.09.2021 eröffnet wurde.

Mehr zu Dirk Rohde können Sie hier lesen:

  1. Interview: Schockdiagnose Krebs: Plötzlich Krebsblogger
  2. Interview: Krebspatienten hilft das Gespräch auf Augenhöhe