Experteninterview mit Dr. Axel Gerick, niedergelassener Gynäkologe in Aachen
Herr Dr. Gerick, können Sie uns bitte kurz Ihre Praxis vorstellen? Welche Schwerpunkte setzen Sie?
Dr. Gerick:
Es handelt sich um eine gynäkologische Einzelpraxis mit ca. 1200 Patientinnen im Quartal.
Das ganze Spektrum der ambulanten Gynäkologie wird abgedeckt, einschließlich kleinerer Eingriffe wie Ausschabungen und Konisationen. Außerdem Schwangerenvorsorge, Empfängnisverhütung und natürlich Krebsvorsorge.
Welche Bedeutung haben Krebsvorsorgeuntersuchungen aus Ihrer Sicht?
Dr. Gerick:
Krebsvorsorgeuntersuchungen sind eine der größten Errungenschaften der modernen Medizin. Durch sie können Krebserkrankungen rechtzeitig erkannt und behandelt werden. In vielen Fällen werden dadurch lebenslange Beeinträchtigungen oder gar Todesfälle vermieden.
Die Vorsorge für Gebärmutterhalskrebs wurde geändert. Frauen sollen in Zukunft ab einem Alter von 35 Jahre das sogenannte Co-Testing erhalten. Das heißt, zusätzlich zum Pap-Test wird auch ein HPV Test durchgeführt, dafür wird der Testzeitraum zwischen doppelt-negativen Befunden auf 3 Jahre verlängert.
Was halten Sie von der neuen Regelung?
Dr. Gerick:
Ich bin mir nicht sicher, ob das gut ist. Fast, aber nicht alle krankhaften Zellveränderungen sind HPV-bedingt. Das heißt, fast alle solche Veränderungen werden durch den HPV-Test erkannt, aber eben nicht alle.
Andererseits sind die Zeiträume, in denen sich diese Zellveränderungen zu Krebs auswachsen könnten, sehr lang und drei Jahre Abstand dürften normalerweise keine katastrophalen Folgen haben.
Seit Dezember 2017 ist nun endlich die neue S3 Leitlinie zur Prävention des Zervixkarzinoms veröffentlicht worden. Wie sehen Sie diese hinsichtlich der Kompatibilität mit der in der letzten Frage genannten neuen Vorsorgeorganisation?
Dr. Gerick:
Ebenso ambivalent wie meine Antwort auf die vorhergehende Frage.
Wie verfahren Sie, wenn sich bei einer Patientin in der Vorsorgeuntersuchung ein auffälliger Befund ergibt?
Dr. Gerick:
Ich folge den Empfehlungen des Zytologen. Ferner biete ich GynTect an, um der Patientin mehr Sicherheit bieten zu können.
Was empfinden die Frauen, wenn sie ein auffälliges Ergebnis erhalten? Wie können Sie da unterstützen?
Dr. Gerick:
Das ist sehr verschieden und hängt vom Bildungsgrad und der psychischen Verfasstheit ab. Das Spektrum reicht also von Katastrophe und Verzweiflung bis „Et hät noch immer jot jange.“ (Rheinisch: Es ist noch immer gut gegangen.)
GynTect-PRO ist eine multizentrische Studie zum prognostischen Wert von GynTect, an der Ihre Praxis als Studienzentrum teilnimmt. Warum ist die Studie für Sie interessant und was erhoffen Sie sich von den Ergebnissen der Studie?
Dr. Gerick:
Ich erhoffe mir, in möglichst vielen Fällen meine Patientinnen beruhigen zu können.
Vielen Dank, Herr Dr. Gerick, für das Interview!